Niederschläge ziehen nach Süden - Chaotische Zustände in der italienischen Hauptstadt
Überschwemmung Italien, Kollosseum
© AP/Pier Paolo CietoVor dem Kolosseum verschwanden Fahrräder im Wasser.

Rom - Sintflutartige Unwetter haben das Leben in Rom am Donnerstagvormittag zum Erliegen gebracht. Heftige Regenfälle hielten stundenlang an und sorgten für chaotische Zustände in der italienischen Hauptstadt. Nach den stundenlangen Gewittern und schweren Wolkenbrüchen standen mehrere Straßen unter Wasser. Ein 32-jähriger Migrant aus Sri Lanka ertrank im überschwemmten Souterrain seiner Wohnung.

Die schweren Unwetter zogen am Freitag weiter nach Süden. Heftige Niederschläge wurden im Raum von Neapel gemeldet. Eine 23-Jährige, die in der Nacht auf Freitag mit ihrem Auto in Polena Trocchia unweit des Vesuvs nach Hause fuhr, wurde von einer Schlammlawine mitgerissen. Eine Freundin, die mit ihr im Auto saß, konnte sich retten, weil sie sich an einem Eisenpfahl fest halten konnte.

Archäologische Stätten geschlossen

Auch mehrere archäologische Stätten mussten in der Ewigen Stadt aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Denkmalschützer sollen überprüfen, ob die heftigen Regenfälle Monumente und Ausgrabungen beschädigt haben. Zur Enttäuschung der Touristen blieb das Kolosseum am Freitag gesperrt.

Experten müssen jetzt überprüfen, ob Wasserinfiltrationen das italienische Wahrzeichen beschädigt haben. Wassermassen drangen in die unterirdische Räume des Monuments ein, vor dem Kolosseum hatte sich am Donnerstag ein See gebildet. Auch das archäologische Gelände des Palatins, die Thermen von Caracalla und die Ausgrabungen von Ostia Antica blieben am Freitag gesperrt. Dasselbe gilt für das Forum Romanum.
Auch die Domus Aurea des Kaisers Nero, in der es in den vergangenen Jahren wegen Wasserinfiltrationen zu Einstürzen gekommen war, wurde Kontrollen unterzogen.

U-Bahn lahmgelegt

Wegen der Wassermassen musste am Vormittag eine der beiden U-Bahn-Linien komplett geschlossen werden, auf der anderen fiel der Verkehr auf der Hälfte der Strecke aus. Weder Taxis noch öffentliche Verkehrsmittel konnten im Stadtzentrum fahren. Wasser drang in den Hauptbahnhof Termini ein. Gehsteige standen teilweise mehrere Zentimeter hoch unter Wasser. Dutzende Autos blieben liegen. Einige Lenker mussten ihre Wagen über die Fenster verlassen. Wegen eines Blitzes geriet ein Zug auf der Strecke zwischen Rom und der Badeortschaft Ostia in Brand. Auch auf dem römischen Flughafen Fiumicino kam es zu wetterbedingten Verspätungen.

Die Kaiserlichen Foren, die an Werktagen für Autos befahrbar sind, waren vollkommen überschwemmt. Das Kolosseum, vor dem sich ein See gebildet hatte, wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Experten müssen jetzt überprüfen, ob Wasserinfiltrationen das Monument beschädigt haben. "Rom hat Hochwasser wie in Venedig erlebt", kommentierte ein fassungsloser Tourist die Lage. Die ganze Stadt zeigte sich gespenstisch leer, auch Fußgänger trauten sich nicht auf die überfluteten Gehwege.

Parlament verspätet

Wegen der Wassermassen kam es zu einigen Einstürzen. Zwei Schulen mussten geschlossen werden, nachdem sich Teile der Decke losgelöst hatten. Überschwemmte Unternehmen außerhalb der Stadt klagten über Schäden in Millionenhöhe. Die chaotischen Zustände trafen auch die Politik. Präsident Giorgio Napolitano musste auf eine Reise nach Pisa verzichten. Die Abgeordnetenkammer begann ihre Sitzung mit Verspätung.

"Es war wie ein Erdbeben", sagte der römische Bürgermeister Gianni Alemanno. 7.000 Blitze seien in wenigen Stunden über Rom niedergegangen. Das Stadtoberhaupt wies den Vorwurf zurück, dass sich die Gemeinde nicht auf die Niederschläge vorbereitet haben. "Es waren Gewitter, nicht sintflutartige Regenfälle vorgesehen", betonte Alemanno. Der Bürgermeister wurde von der Opposition beschuldigt, keine Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen zu haben. Das römische Kanalisationssystem sei veraltert und nicht in der Lage, riesige Wassermengen aufzunehmen.

Meteorologen erklärten, die heftigen Niederschläge seien eine Folge der ungewöhnlich hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen. In einigen Stadtteilen seien in zwei Stunden 100 Milliliter Regen gefallen. Mit weiteren Niederschlägen sei bis Sonntag zu rechnen, so die Wetterexperten.

(APA)