Die Operzahlen steigen, Helfer suchen zum Teil mit bloßen Händen nach Verschütteten: Die Versorgungslage nach dem schweren Beben ist katastrophal, es mangelt an Ärzten und Sanitätern. Aus dem ganzen Land werden Rettungskräfte zusammengezogen.
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© FTD.deDas Epizentrum des Beben in der Nähe der Stadt Van unweit der iranische Grenze

Bei einem schweren Erdbeben im Osten der Türkei sind am Sonntag bis zu 1000 Menschen ums Leben gekommen. Dies berichtete der TV-Sender CNNTürk unter Berufung auf die türkische Erdbebenwarte Kandilli Observatory. Das Beben ereignete sich gegen Mittag MESZ) nahe der Stadt Van unweit zur iranischen Grenze.

Die Erdbebenwarte erwartet nach dem Beben der Stärke 7,2 mehr als 1000 Todesopfer . Das Zentrum des Bebens lag in der östlichen Provinz Van an der Grenze zum Iran, wie Experten des Institutes im Fernsehen berichteten. Die US-Erdbebenwarte USGS nannte eine Stärke von 7,3. Das Zentrum des Bebens lag unter dem Dorf Tabanli in der Provinz Van.

"Da ist zu viel Zerstörung"

Das Amt des türkischen Regierungschefs Tayyip Erdogan berichtete der Agentur Anatolien zufolge von Todesopfern und Sachschaden. Mindestens 45 Gebäude seien in den Städten Ercis und Van eingestürzt. Rettungskräfte gruben am Sonntag mit Schaufeln und Händen nach Überlebenden. Aus dem ganzen Land würden 500 Rettungshelfer und Notärzte in die Provinz geflogen. Ministerpräsident Erdogan wollte nach Van reisen, um sich einen Überblick zu verschaffen.

"Wir warten auf Hilfe, es ist dringend", sagte Zulfukar Arapoglu, Bürgermeister des schwer getroffenen Bezirks Ercis, dem Nachrichtensender NTV. Vor Ort gebe es nur ein Krankenhaus. Es würden Rettungsteams und Zelte benötigt. "Es sind so viele tot. Mehrere Gebäude sind eingestürzt, da ist zu viel Zerstörung."

Ercis ist eine Kreisstadt in der Provinz Van mit mehr als 70.000 Einwohnern. Auch in der Provinzhauptstadt Van stürzten Gebäude ein, sagte Bürgermeister Bekir Kaya. "Das Telefonsystem ist wegen Panik blockiert, wir können nicht sofort den ganzen Schaden ermessen", sagte er.
Im Fernsehen waren Bilder von beschädigten Gebäuden und Fahrzeugen zu sehen. TV-Sender zeigten Bilder von Menschen, die in Panik auf die Straßen rannten. Nach Angabern der Agentur Anatolien kam es immer wieder zu Nachbeben. Die Stöße des starken Bebens waren bis in die Stadt Hakkari rund 100 Kilometer südlich von Van zu spüren.
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© dpaEin verletztes Mädchen wird davongetragen.

Die Türkei wird wegen ihrer geografischen Lage immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. In der Provinz Van gab es 1976 ein Erdbeben mit fast 4000 Toten.Das Land lebt in ständiger Angst vor neuen Erdstößen durch die Reibung tektonischer Platten in der Erdkruste. Die höchste Zahl von Todesopfern der vergangenen Jahrzehnte gab es im Dezember 1939 in Erzincan mit rund 45.000 Todesopfern. Im August 1999 tötete ein Beben in der Region um die Industriestadt Izmit mehr als 17.100 Menschen.

Rund 92 Prozent des 780.000 Quadratkilometer großen Landes liegen auf Erdbebengürteln. Etwa 95 Prozent der 65 Millionen Türken leben auf unsicherem Grund, auf dem auch 98 Prozent der Industrieanlagen sowie die wichtigsten Staudämme und Kraftwerke stehen. Fast die Hälfte dieser Staudämme befindet sich in besonders gefährdeten Gebieten.

USGS