Auf Francisco Blake Mora ruhten Mexikos Hoffnungen: Der Innenminister sollte den Kampf gegen die Drogenkartelle organisieren, seit einem Jahr war er im Amt. Jetzt starb er bei einem Hubschrauberabsturz - ein Unfall, wie es zunächst hieß. Einer seiner Amtsvorgänger kam auf ähnliche Weise ums Leben.
blake mora
© APMexikos verstorbener Innenminister Francisco Blake Mora: Absturz nahe Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt - Es ist ein Unglück, das düstere Erinnerungen weckt. Der mexikanische Innenminister Francisco Blake Mora ist am Freitag bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Bei dem Unfall südlich von Mexiko-Stadt starben sieben weitere Kabinettsmitglieder, hohe Militärs und Besatzungsmitglieder, wie Regierungssprecherin Alejandra Soto mitteilte.

Der Absturz aus noch ungeklärter Ursache ereignete sich gegen 11.30 Uhr am Vormittag, als sich der Minister auf dem Weg in die Stadt Cuernavaca befand. Präsident Calderón sagte umgehend eine Reise nach Hawaii ab, wo er sich dieses Wochenende auf einem Asien-Pazifik-Gipfel unter anderem mit US-Präsident Barack Obama treffen wollte.

In einer kurzen Rede an die Nation deutete der sichtlich geschockte mexikanische Staatschef an, dass schlechtes Wetter mit Nebel die Unglücksursache gewesen sein könnte. "Das lässt uns an einen Unfall denken", sagte er und betonte zugleich: "Wir gehe aber allen möglichen Ursachen nach". Mora sei ein "großer Patriot" gewesen.

Blake Mora, zweiter Mann im Staat und Koordinator des Anti-Drogenkampfes der Regierung, ist der zweite mexikanische Innenminister, der in der Amtszeit von Präsident Calderón bei einem Flugzeugunglück stirbt. Am 4. November 2008 wurde der damalige Innenminister Juan Camilo Mouriño beim Absturz eines Lear-Jets mitten in Mexiko-Stadt getötet. Seinerzeit hielt sich lange das Gerücht, das Flugzeug sei von den Drogenkartellen abgeschossen worden. Die Innenminister sind in Mexiko hauptverantwortlich für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen.

Die Unglücksmaschine, in der Mora saß, war ein französischer Puma-Hubschrauber, mit dem später am Freitag Präsident Calderón in den Bundesstaat Baja California fliegen wollte. Ersten Berichten zufolge soll der Pilot kurz vor dem Unglück Nebelbänke gemeldet haben. Allerdings war der Freitagmorgen in ganz Mexiko-Stadt freundlich, und es gab keine Schlechtwetterwarnungen.

Menschentrauben vor den Fernsehern

Innenminister Blake Mora befand sich auf dem Weg zu einem Treffen mit hochrangigen Staatsanwälten in Cuernavaca, der Hauptstadt des an Mexiko-Stadt grenzenden Bundesstaats Morelos. Mit dem Ressortchef starben auch Vize-Innenminister für Menschenrechte, Felipe Zamora und der Kommunikationschef José Alfredo García Medina. Die ersten Bilder zeigten die Unglücksmaschine vollständig zerstört in einer unzugänglichen Hügellandschaft auf der Grenze beider Bundesstaaten. Die Menschen in Mexiko-Stadt nahmen die Nachricht konsterniert auf. In Restaurants und Cafés bildeten sich Menschentrauben vor den Fernsehern. Fast alle Kanäle berichteten live von dem Unglück und den Folgen.

Blake Mora, 45, stammte aus dem nördlichen Bundesstaat Baja California und war ein Vertrauter von Präsident Calderón. Er bekleidete das Amt des Innenministers erst sei Juli 2010. In dieser Zeit konnte er keine besonderen Akzente setzen. Insbesondere die Gewaltspirale im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg drehte sich ungehindert weiter. Allein im Jahr 2010 fielen 15.000 Menschen dem Drogenkrieg zum Opfer.
Der konservative Staatschef Calderón führt seit seinem Amtsantritt Ende 2006 einen großen Feldzug gegen die mexikanischen Drogenkartelle und hat 50.000 Soldaten und Bundespolizisten in die Schlacht geworfen. Die große Mobilmachung hat aber nicht zu weniger Gewalt geführt, sondern die Zahl der Toten dramatisch erhöht. Bisher sind rund 50.000 Menschen in diesem Krieg getötet worden. Immer mehr Opfer sind Zivilisten, die zwischen die Fronten der Kartelle geraten oder eben in die Fänge der Sicherheitskräfte geraten.

Vor fast drei Jahren auf den Tag starb mit dem 37 Jahre alten damaligen Innenminister Mouriño auch José Luis Santiago Vasconcelos, einer der wichtigsten Sicherheitsberater der Regierung. Auch Mouriño war engster Mitarbeiter und persönlicher Freund von Präsident Calderón und in seinem Kabinett zuständig für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Vasconcelos war seit 15 Jahren Mafiajäger. Er stand auf der Todesliste der Drogenkartelle ganz oben.