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© AP Photo/Andrew MedichiniEin Chor spielt und singt Händels "Halleluja" vor dem Quirinal Palast in Rom.
Rom - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sein Amt niedergelegt. Er reichte den Rücktritt am Samstagabend bei Staatspräsident Giorgio Napolitano ein, dessen Büro die Entscheidung bekannt gab. Es wurde erwartet, dass Napolitano den früheren EU-Kommissar Mario Monti zum Leiter einer Übergangsregierung beruft.

Vor dem Quirinalspalast brachen hunderte Demonstranten in Jubel aus. Sänger stimmten Händels "Halleluja" an. In die Innenstadt strömten tausende feiernde Italiener.

Wenige Stunden zuvor machte die Abgeordnetenkammer den Weg für Berlusconis Rücktritt frei: Nach dem Senat billigte sie die von der EU geforderten Wirtschaftsreformen. Berlusconi hatte dies zur Voraussetzung für seine Amtsaufgabe gemacht.

Die Abgeordneten stellten sich mit 380 zu 26 Stimmen hinter die Reformen. Zwei Parlamentarier enthielten sich.

Italien steht unter großem Druck der Märkte, möglichst schnell eine effektive neue Regierung einzusetzen, die das Land vor der Wirtschaftskrise retten kann. Sie muss Reformen für eine Verringerung des Haushaltsdefizits und zur Ankurbelung der Wirtschaft umsetzen.

Napolitano rief noch vor Berlusconis Rücktritt alle Abgeordneten auf, das Wohl des Landes an erste Stelle zu setzen. Er forderte damit vor allem die Verbündeten Berlusconis, die sich gegen eine Nominierung Montis ausgesprochen haben, indirekt zur Unterstützung einer neuen Regierung auf. "Alle politischen Kräfte müssen mit Verantwortung handeln", betonte Napolitano.

Ende einer Ära

Berlusconi trat 1994 mit der Gründung seiner Partei Forza Italia (FI) in die Politik ein. Bei den Wahlen im März 1994 wurde die FI mit 21,5 Prozent auf Anhieb stärkste Partei, Berlusconi konnte seine Regierung allerdings nur bis Dezember behaupten. Nach dem Rücktritt als Ministerpräsident arbeitete er am Aufbau eines stabileren Mitte-rechts-Bündnisses und gewann damit zwischen 1996 und 2001 sämtliche Kommunal- und Regionalwahlen.

Bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sicherte sich Berlusconis neues Bündnis Casa delle Libertà die absolute Mehrheit. Berlusconi hatte das Amt des Regierungschefs bis 2006 inne. Nach dem Scheitern der Mitte-links-Koalition unter Ministerpräsident Romano Prodi gewann Berlusconi 2008 mit seiner neuen Partei Volk der Freiheit die vorgezogenen Neuwahlen und kehrte ins Amt des Regierungschefs zurück.

dapd