Tokio (dpa) - Der Betreiber des havarierten AKW Fukushima plant erneut, verstrahltes Wasser ins Meer abzuleiten. Doch dagegen regt sich Widerstand. Zugleich kam es in einem weiteren AKW zu Problemen.

Tepco begründete die Ableitung am Donnerstag mit einem drohenden Mangel an Tankkapazitäten in der Atomruine. Der Betreiber hatte bereits in den vergangenen Monaten absichtlich verseuchtes Wasser ins Meer fließen lassen.

Eine Entscheidung über ein erneutes Ableiten sei aber noch nicht gefallen, hieß es. Man werde versuchen, dies zu verhindern. Der Chef des Fischereiverbands, Ikuhiro Hattori, bezeichnete eine solche Maßnahme laut Medien als nicht hinnehmbar. Er hatte demnach Tepcos Planung nach einem Treffen mit dem Konzern am Donnerstag bekanntgemacht.

Ein Erdbeben und Tsunami hatte am 11. März das Atomkraftwerk in Fukushima stark beschädigt. Zwar wird ein Teil des ausgetretenen und hochgradig verseuchten Wassers dekontaminiert und zur Kühlung der beschädigten Reaktoren 1 bis 3 wiederverwendet. Doch fließen weiter täglich zusätzlich 200 bis 500 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude, wie japanische Medien meldeten.

Die vorhandenen Tanks hätten aber nur eine Kapazität von 160 000 Tonnen. Im März könnten sie voll sein. Man könne in den nächsten Jahren nicht immer mehr Tanks aufstellen, erklärte Tepco. «Wir werden anderen Staaten eine klare Erläuterung liefern, sollten wir tatsächlich Wasser ableiten», wurde Tepco-Sprecher Junichi Matsumoto am Donnerstag zitiert.

Unterdessen musste im Westen des Inselreiches ein weiterer Atomreaktor wegen technischer Probleme heruntergefahren werden. In dem Reaktor 2 im AKW Mihama, rund 300 Kilometer von Tokio entfernt am Japanischen Meer gelegen, sei es zu einem Wasserleck gekommen, wie der Atombetreiber Kansai Electric am Donnerstag mitteilte. Der Reaktor sollte am 18. Dezember für eine Routineüberprüfung abgeschaltet werden.

Damit sind in Japan derzeit nur noch acht der 54 Atomreaktoren am Netz. Seit dem Atomunfall in Fukushima gibt es starke Bedenken der Bevölkerung über die Sicherheit der Atomkraftwerke. Deshalb konnten die zu Sicherheitsüberprüfungen heruntergefahrenen Meiler bislang nicht wieder hochgefahren werden.

Der Betreiber des havarierten AKW in Fukushima versicherte derweil laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, dass nur solches Wasser ins Meer abgeleitet werde, dessen Belastung unterhalb des vom Staat zugelassenen Grenzwerts liege. Der Fischereiverband fordert dagegen, so etwas niemals zu tun. Tepcos Plan sei «nicht akzeptabel», sagte Hattori.

Tepco steht wegen der Entsorgung des verseuchten Wassers in der Kritik. So war im April hochgradig verseuchtes Wasser mit einer Belastung von 4700 Billionen Becquerel in den Pazifischen Ozean geflossen, im Mai mit einer Belastung von 20 Billionen Becquerel. Im April ließ Tepco zudem absichtlich schwach strahlendes Wasser mit 150 Milliarden Becquerel in das nahe Meer ab, um Platz zur Lagerung von stark verseuchtem Wasser zu schaffen.

Dies sorgte für scharfe Kritik auch seitens der internationalen Gemeinschaft und verstärkte in Japan die Sorge der Menschen über eine Verstrahlung von Fischen und anderen Meeresfrüchten.