Nach der schweren Panne bei der Berliner S-Bahn fallen erneut Züge aus. Mehrere Fahrer seien kurzfristig erkrankt, entschuldigt sich die Bahn. Die Reisenden sind aufgebracht. Ohne Minusgrade und Schnee lässt die Bahn ihre Berliner Kunden und Tausende Touristen bereits den dritten Tag in Folge stehen.
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"Wer Unglaubliches über die Deutsche Bahn erfahren will, der sollte mal nach Berlin reisen", ruft ein frustrierter Fahrgast auf dem Berliner Hauptbahnhof. Den dritten Tag in Folge mutet die Berliner S-Bahn ihren Kunden Zugausfälle, ständiges Umsteigen und lange Wartezeiten zu.

Die bisher größte Panne bei der Berliner S-Bahn am Donnerstag heizt derweil die Debatte um das Krisenmanagement des Unternehmens an. Dabei wird vor allem Kritik am Mutterkonzern Deutsche Bahn laut. Als erste Konsequenz kündigte die S-Bahn an, die Stromversorgung der Betriebszentrale künftig nur noch nachts zu überprüfen, wenn der Zugverkehr von 1.00 bis 4.00 Uhr ruht. Ein Stromausfall in der Leitzentrale hatte am Donnerstag zum Zusammenbruch des S-Bahn-Verkehrs geführt. Im Westteil Berlins ging drei Stunden lang nichts mehr.

Am Freitagabend hieß es erneut Stromausfall. Diesmal war der Südosten der Hauptstadt betroffen. Anders als am Donnerstag waren keine Fahrgäste in Zügen eingeschlossen. Ein Bahnsprecher sagte zu der erneuten Panne: "Technische Fehler wird es immer geben."

"Zugausfälle wegen Krankheit"

Kein technischer Fehler sondern schlicht Personalmangel führte dann am Samstag erneut zu massiven Problemen bei der Berliner S-Bahn. Mehrere Fahrer seien "kurzfristig erkrankt", entschuldigte sich ein Bahn-Sprecher vor aufgebrachten Reisenden auf dem Alexanderplatz. Auf der elektronischen Anzeige stand zu diesem Zeitpunkt: "Zug nach Potsdam fällt aus". "Unsere Personaldecke ist eben nicht hundertprozentig gedeckt, da machen sich krankheitsbedingte Ausfälle sofort bemerkbar", so Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert. Alle Kollegen hätten sich kurzfristig abgemeldet. Betroffen waren von den neuerlichen Zugausfällen fünf Linien der S-Bahn.

Bahn koppelt Potsdam ab

Starke Nerven brauchen zudem Tausende Pendler zwischen der Bundeshauptstadt Berlin und der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Reisende auf dieser Strecke müssen wegen Bauarbeiten für ein ganzes Jahr auf die Regionalbahnverbindung zwischen beiden Städten verzichten. Verheerend ist dies auch deshalb, weil parallel zu den Bauarbeiten der Bahn die einzige Autobahn zwischen Berlin und Potsdam, die Avus, bis 2013 saniert wird und es dort teilweise zu Komplettsperrungen und kilometerlangen Staus kommt.

Den Unmut der Reisenden bekommen immer wieder die Bahnmitarbeiter zu spüren. "Angespannte Situation" heißt es dort von Seiten der Bahn. "Mist, Mist, Mist, nur noch Mist", schimpft hingegen ein frustrierter Bahnkunde auf einen Mitarbeiter ein.

S-Bahn-Schimpftiraden auch online

Spott und Häme über die Bahn ist auch bei Twitter zu lesen: "Wie heißen die sieben kleinen Feinde der Bahn?", fragt "Depta" und antwortet selbst: "Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag." "Wir haben noch nicht mal Minusgrade und trotzdem geht auf dem Ring alles drunter und drüber" schreibt "gehirnstuermer". Ein anderer Kommentator meint: "Der Zugverkehr der S-Bahn Berlin ist wie ein Adventskalender: jeden Tag ist eine andere Störung hinter dem Türchen."

mit dpa