Im Ochotskischen Meer ist eine russische Ölplattform mit 67 Menschen an Bord gesunken. Bei Sturm und eisiger Kälte geriet die Bohrinsel in Seenot und sank. Rettungsmannschaften konnten nur 14 lebensbedrohlich verletzte Besatzungsmitglieder retten.

Nach dem Untergang einer Bohrinsel vor der russischen Ostküste rechnen die Behörden mit Dutzenden Toten. Nach Angaben der russischen Schifffahrtsbehörde war die Plattform in der Nacht zum Sonntag mit 67 Menschen an Bord im Ochotskischen Meer gesunken, nur 14 von ihnen konnten in den ersten Stunden aus dem eisigen Gewässer geborgen werden. Nach Einbruch der Nacht mussten die Bergungsmannschaften zudem ihre Arbeit unterbrechen.

Laut einem Sprecher des örtlichen Katastrophenschutzministeriums wurde die Kolskoje-Ölplattform in der Nacht (02.45 Uhr MEZ) von einem Schlepper und einem Eisbrecher von der Halbinsel Kamtschatka zur Insel Sachalin gebracht, als sie bei eisigen Temperaturen und Sturm in Seenot geriet und sank, erklärte ein Sprecher des örtlichen Katastrophenschutzministeriums. Bis zum späten Abend entdeckten die Rettungskräfte vier Leichen im Wasser, konnten sie aber wegen des hohen Wellengangs nicht bergen. 49 Menschen wurden noch vermisst, doch hatten sie im Eiswasser kaum Überlebenschancen. Der Zustand von zwei der 14 geretteten Besatzungsmitglieder sei zudem lebensbedrohlich.

Eis und Wellen hatten nach Angaben des Ministeriumvertreters die Luken der Bohrinsel beschädigt. Das Wasser sei so rasch eingedrungen, dass sie untergegangen sei, bevor Rettungshubschrauber sie erreicht hätten. Die Besatzung habe offenbar keine Zeit gehabt, sich in die Rettungsboote zu flüchten. Alle vier Boote seien verwaist gewesen. Der Schlepper musste laut der Schifffahrtsbehörde alle Versuche, die Plattform zu retten, wegen eines Risses im Maschinenraum abbrechen. Stürmisches Wetter und bis zu fünf Meter hohe Wellen erschwerten die Suche nach Überlebenden. Es herrschten Temperaturen von minus 17 Grad Celsius, die Wassertemperatur lag bei nur drei Grad.

Russische Ermittler leiteten inzwischen eine Untersuchung zur Unglücksursache ein. Sie vermuteten, dass während des Transports der Ölplattform Sicherheitsregeln missachtet wurden. Die Besatzung der Kolskoje-Plattform musste nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums schon vor dem Unglück permanent Wasser aus einem lecken Lufttank abpumpen. Das Risiko einer Ölpest schätzt der Ministeriumssprecher aber als „minimal“ ein. Das Öl sei in luftdichten Tanks eingeschlossen, es sei wenig wahrscheinlich, dass es auslaufen werde. Die Kolskoje-Plattform wird im Auftrag von Gazflot betrieben, einer Tochtergesellschaft des russischen Gasriesen Gazprom.

fk/gx/AFP