Der Ruf Russlands als stolze Weltraummacht steht auf dem Spiel. Bei einer neuerlichen schweren Raumfahrtpanne verlor Russland am Freitag durch den Fehlstart einer Sojus-Rakete einen militärischen Kommunikationssatelliten. Glücklicher verlief indes die Ankunft dreier Raumfahrer an der Internationalen Raumstation ISS.
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© NASA - WikipediaSojus-Trägerrakete

Der vom Weltraumbahnhof Plessezk im Norden Russlands gestartete Meridian-Satellit stürzte in Sibirien ab, meldete die Agentur Interfax am Freitag unter Berufung auf Raumfahrtkreise. Schäden oder Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht. Der Satellit sollte vor allem der Kommunikation von Schiffen und Flugzeugen in der Arktis dienen.

Ein Teil mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern sei auf das Dach eines Hauses im Dorf Wagaizewo rund hundert Kilometer südlich von Nowosibirsk gefallen, sagte ein örtlicher Vertreter nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Samstag. Die Straße, in der das Haus stehe, sei zu Ehren der sowjetischen und russischen Raumfahrer einst Straße der Kosmonauten genannt worden, ergänzte er.

Weitere Starts auf Eis?

Es ist bereits der zweite Fall einer Sojus-Fehlzündung in diesem Jahr. Im August stürzte eine Sojus-Rakete mit dem Versorgungsraumschiff Progress ab, die bemannten Flüge zur Internationalen Raumstation ISS mussten daraufhin zwei Monate lang ausgesetzt werden. Die Trümmer des nun abgestürzten Satelliten seien südlich der Stadt Nowosibirsk aufgeschlagen, hieß es. Der Schaden wurde auf umgerechnet rund 50 Millionen Euro geschätzt.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Panne und kündigte eine Prüfung des Zwischenfalls an. Möglich sei, dass weitere Satellitenstarts verschoben würden. Wegen einer fehlerhaften Zündung der dritten Stufe der Trägerrakete gelangte der Satellit nicht auf die erforderliche Erdumlaufbahn im Weltall, hieß es.

Warten auf fehlgeleitete Marsmond-Sonde

Das russische Raumfahrtprogramm musste in den vergangenen zwölf Monaten eine Reihe von Rückschlägen hinnehmen. So verlor Russland drei Navigationssatelliten, einen Militärsatelliten und einen Telekommunikationssatelliten. Im November scheiterte der Start einer Sonde, die den Marsmond Phobos-Grunt untersuchen sollte. Die Triebwerke der Sonde konnten nicht gezündet werden, und so gelang es ihr nicht, die Erdumlaufbahn in Richtung Mars zu verlassen.

Die rund 13,5 Tonnen schwere, fehlgeleitete Raumsonde wird nach Berechnungen aus Moskau bald zerbrechen und im Jänner 2012 abstürzen. Die hochgiftigen Stoffe im Tank der 120 Millionen Euro teuren Marsmond-Sonde würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre vermutlich verglühen, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Auch das radioaktive Kobalt an Bord sei laut Roskosmos nicht gefährlich.

Medwedew drohte mit drastischen Strafen

Nach der Pannenserie in diesem Jahr hatte Kreml-Chef Dimitri Medwedew den Schuldigen mit drastischen Worten eine Bestrafung angedroht. Die Misserfolge beeinträchtigten Russlands Konkurrenzfähigkeit im Wettrennen etwa mit den USA und China, sagte er. Unterdessen erreichten am Freitag drei Raumfahrer die ISS.

Ein Russe, ein US-Amerikaner und ein Niederländer dockten zwei Tage nach ihrem Start mit einer Sojus-Rakete plangemäß am Außenposten der Menschheit in 350 Kilometern Höhe an. Im Flugleitzentrum bei Moskau verfolgten die Angehörigen das Manöver, wie die Agentur Interfax meldete. Die ISS kommt damit wieder auf ihre sechsköpfige Sollstärke. Derzeit befinden sich noch der NASA-Astronaut Dan Burbank sowie die Russen Anton Schkaplerow und Anatoli Iwanischin an Bord der ISS.