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Mönchengladbach. Weil Farid Hindawy (7) Diabetes hat, darf er in der Ogata nicht mit seiner Gruppe essen. Den Betreuerinnen ist die Verantwortung zu groß. Farids Mutter wurde gedrängt, einen Pflegedienst zu beauftragen.

Eigentlich möchte Martina Hindawy (45) nur, dass ihr Sohn Farid (7) mit seiner Krankheit normal aufwachsen kann. Seit 2009 weiß die Familie, dass Farid Diabetes Typ 1 hat. Er soll in den Kindergarten, in die Schule und in den offenen Ganztag (Ogata) gehen. Doch offensichtlich ist dieser Wunsch nicht so einfach zu erfüllen: Denn Farid, der mittlerweile in die Grundschule geht, wird wohl in der anschließenden Betreuungsgruppe immer wieder ausgeschlossen, weil die Erzieherinnen nicht wissen, wie sie mit dem Diabetes umgehen sollen. "In der Kita klappte das alles gut", sagt die 45-Jährige. "Da haben die Erzieherinnen Farid geholfen, damit er sich Insulin spritzen kann."

Keine rechtliche Grundlage

Doch dann habe sie ihr Kind in einer Grundschule und der Ogata angemeldet, woraufhin sich ein Mitarbeiter der Awo sich bei ihr gemeldet habe. "Ich sollte einen Pflegedienst einschalten, weil die Erzieherinnen meinen Sohn nicht betreuen dürfen", sagt die Mutter. "Aber der kommt nur sieben Minuten in die Gruppe, wiegt das Essen ab, und das war's." Hindawy findet, dass es unnötig ist, den Dienst einzuschalten und zudem belastend für das Kind, denn Farid wird beim Essen von der Gruppe ausgeschlossen.

Uwe Bohlen, Geschäftsführer der Awo Familienservice gGmbH, die für die Kindertagesstätten und die Betreuung im offenen Ganztag zuständig ist, erklärt das Vorgehen damit, dass es problematisch sei, den Erzieherinnen die Verantwortung für die Gesundheit des Kindes zu übertragen. "Zwar ist es rechtlich nicht verboten, ein diabeteskrankes Kind zu betreuen, aber jeder Mitarbeiter kann auch nur das tun, was er verantworten kann", sagt Bohlen. "Unsere Mitarbeiterinnen sind ja keine Mediziner."

Die Mutter des kleinen Farid hingegen schlug der Awo vor, die Mitarbeiterinnen zu schulen. "Das hat eine Ärztin gemacht, aber es sind nur zwei Frauen gekommen", sagt Hindawy. "Das ist natürlich sehr schade." Doch mit ihrer Idee der Fortbildung stößt sie bei der Awo nicht auf Interesse: "Bei so einer Krankheit hilft auch keine oberflächliche Einweisung", erklärt Bohlen. "Wenn dem Kind dann etwas passiert, weil das Insulin falsch gegeben wurde, dann wird automatisch die Betreuerin angegriffen." Die Awo will ihre Mitarbeiter schützen, indem sie die Verantwortung gar nicht erst auf sich nimmt.

Dennoch kann Bohlen verstehen, dass die Familie des Jungen mehr von der Einrichtung erwartet. "Es ist ein komplizierter Fall, und wir versuchen, eine gute Lösung zu finden", sagt er. Martina Hindawy hofft, dass sich die augenblickliche Situation bald ändert: "Vor Weihnachten bekamen die Kinder Kakao geschenkt. Nur mein Sohn nicht. Denn die Betreuerinnen in der Ogata wussten nicht, wie sie das mit dem Insulin machen sollten. Sie hätten mich anrufen können."