Zeit-Tarnkappe
© Fridman et al. / arxiv.orgSchematische Darstellung der Funktion der Zeit-Tarnkappe

Ithaca/ USA - Während bisherige Tarnkappen-Experimente und Entwicklungen darauf abzielten, Objekte durch die Veränderungen bzw. Anpassung des elektromagnetischen Spektrums an den Hintergrund anzupassen und dadurch räumlich unsichtbar zu machen, ist es US-Physikern nun durch die Beeinflussung von Licht gelungen, ein extrem kurzfristiges Ereignis in der Zeit zu verstecken.

Wie das Team um Moti Fridman von der Cornell University in Ithaca bereits zuvor auf "arxiv.org" und nun auch im Fachmagazin Nature berichten, unterscheidet sich ihre sogenannte Zeit-Tarnkappe von den bisherigen räumlichen Tarnkappen (...wir berichteten, s. Links) durch eine im Wellenspektrum eines Laserstrahl erzeugte Lücke.

Mit Hilfe aufwendiger Linsen, wird diese "Lücke" kurze Zeit später wieder geschlossen, wodurch jegliches Ereignis, das während und innerhalb dieser Lücke passiert, für den "späteren" Betrachter nicht mehr zu erkennen ist, also getarnt wurde. Gegenüber Spiegel-Online vergleicht Fridman den Vorgang mit einer Eisenbahnschranke in langsam fließendem Verkehr. "Sobald die Schranke unten ist, bildet sich eine Lücke: Ein Teil der Autos kommt noch vorbei und fährt weiter; andere müssen vor der Schranke warten. Nun fährt der Zug durch, natürlich ohne dass er mit einem der Autos kollidiert. Danach hebt sich die Schranke, die wartenden Autos fahren weiter. Weil sie etwas schneller fahren können, schließt sich nach einer Weile die Lücke im Verkehr wieder. Wer nun die Autos betrachtet, kann nicht wissen, dass sie vor kurzem den Weg eines Zugs gekreuzt haben oder dass es eine Lücke gab."

In ihren Experimenten gelang es den Forschern den Effekt bislang nur für wenige Pikosekunden (1 Pikosekunde = 0,000 000 000 001 Sekunden) zu erzeugen. Möglich wäre jedoch wahrscheinlich eine Ausdehnung auf mehrere Nanosekunden (1 Nanosekunde = 1000 Pikosekunden = 0,000 000 001 Sekunden).

Während sich die Forscher in ihrem Artikel auf "arxiv.org" noch nicht über einen möglichen Einsatz spekulierten, sehen die Physiker Robert Boyd und Zhimin Shi von der University of Rochester in ihrem Begleitartikel im Nature-Journal, einen möglichen zukünftigen Einsatz der Technologie zur Sicherung von Datenübertragungen. Diese Idee aufgreifend, skizzieren Friedman und Kollegen jedoch auch das gegenteilige Szenario, in dem eine nanosekundenlange Lücke auch zur später unbemerkbaren Manipulation von Daten oder einmal auch in Kombination mit räumlichen Tarntechnologien genutzt werden könnte.

- Den Originalartikel finden Sie hier.

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