Im vergangenen Jahr wurden 900 Tonnen Antibiotika an Tiere in Deutschland verfüttert - 116 Tonnen mehr als 2005. Der weitaus größte Teil ging in die Nutztierproduktion - also in Lebensmittel.
geschlachtete Schweine
© picture alliance/dpaGuten Appetit!

Der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) gibt den Verbrauch von Antibiotika in deutschen Tierställen für das vergangene Jahr mit rund 900 Tonnen an. Sechs Jahre zuvor habe der Vergleichswert bei 784 Tonnen gelegen, teilte der Verband der Neuen Osnabrücker Zeitung mit.

BfT-Geschäftsführer Martin Schneidereit sagte, dies sei "keine mächtige Steigerung". Der Hauptgrund für die Zunahme sei, "dass die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch enorm zugenommen hat".

Schneidereit widersprach laut NOZ Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Dieser hatte gesagt, "die Hälfte der Antibiotika, die bei Tieren eingesetzt werden, geht in die Haustiere - Hund, Katze, Hamster". Dazu sagte Schneidereit, mehr als 90 Prozent der eingesetzten Antibiotika würden für Nutztiere verwendet.

Schneidereit äußerte sich kritisch zum Plan von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU), den Einsatz von Antibiotika drastisch zu beschränken. "Ich glaube nicht, dass man reduzieren kann", sagte der BfT-Geschäftsführer. Auch Aigners Vorhaben, künftig Tierärzte mehr in die Pflicht zu nehmen, stößt auf Skepsis. Der Vorsitzende des Arzneimittel-Ausschusses der Bundestierärztekammer (BTK), Thomas große Beilage, sagte, seine Organisation richte sich nach Antibiotika-Leitlinien.

NRW startet Datenbank

Die nordrhein-westfälische Landesregierung gab am Mittwoch den Startschuss für die bundesweit erste Datenbank zum Antibiotika-Einsatz in der Hähnchenmast. "Wir müssen die Antibiotika-Ströme in der Tierzucht endlich offen legen", erklärte der grüne Landesumweltminister Johannes Remmel zum Start des Projekts in Düsseldorf.

Kritik übte Remmel an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Diese müsse "endlich ihre Blockadehaltung und Klientelpolitik zu Gunsten der Geflügelwirtschaft aufgeben". Die CSU-Ministerin hatte am Dienstag ihren Entwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes vorgelegt, mit dem der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung stark eingeschränkt werden soll.

AFP