Kleve. Bei Bauarbeiten an der Weberstraße in Kleve wurde gestern eine Zehn-Zentner-Bombe freigelegt. 1000 Menschen wurden evakuiert. Auch die Fußgängerzone war menschenleer. Um 17.10 Uhr Aufatmen: Die Bombe war entschärft.
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© Evers, Gottfried

Ein dumpfes Geräusch macht Peter Killewald stutzig, als die Schaufel in der Mittagszeit in die Erde dringt. "Ich merkte im Führerstand deutlich den Widerstand, auf den die Schaufel stieß", erinnert sich der Baggerführer später. Sofort lässt er den Greifarm hochfahren, steigt aus und nimmt in Augenschein, was sich da in der Erde abzeichnet. Ein gelber Ring auf einem olivfarbenen, metallischen Untergrund ist das erste, das er sieht. Da weiß Killewald Bescheid. "Gelb steht für hochexplosiv. Es ist nicht die erste Bombe, auf die ich gestoßen bin", sagt der Baggerfahrer. Der Schreck ist ihm trotzdem in die Glieder gefahren.

Eine Stunde später fahren Feuerwehrwagen durch die umliegenden Straßen. Einsatzkräfte informieren die Bevölkerung über die anstehende Entschärfung der Bombe. Im Umkreis von 500 Metern rund um die Baustelle an der Weberstraße darf sich niemand im Freien aufhalten. 1000 Menschen müssen nach Schätzungen des Ordnungsamts ihre Häuser verlassen.

Ab 16 Uhr herrscht auch in der sonst quirligen Fußgängerzone absolute Stille. Mit Blaulicht patroullieren Feuerwehr- und Polizeiwagen. "Achtung, Achtung! Sie werden gebeten, sich nicht im Freien aufzuhalten", schallt es aus den Lautsprechern. Ein Polizeihubschrauber überwacht das Geschehen aus der Luft. Schließlich beenden auch die Letzten ihre Shopping-Tour. Die Stadt ist menschenleer. Rund um die City staut sich der Verkehr. 100 Polizisten sorgen dafür, dass niemand mehr in die Innenstadt kommt. Eine Schlechtwetterfront hüllt Kleve in Dunkelheit. Es ist gespenstisch.

Jetzt naht die große Stunde von Wolfgang Wolf. Der Mann vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland hat die Aufgabe, das 500-Kilo-Monstrum unschädlich zu machen. Keine leichtes Unterfangen: Die amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist mit einem Bodenaufschlagzünder ausgestattet. Eventuell lauert sogar noch ein zweiter Zünder, was die Angelegenheit deutlich gefährlicher machen würde - Wolf weiß es noch nicht. Fest steht: Das Biest muss so schnell wie möglich entschärft werden. "Mit 500 Kilogramm liegt die Bombe am oberen Ende der Skala. Größere Exemplare finden wir selten", sagt der erfahrene Kölner. Und Aufschub gibt es nicht. "Liegt die Bombe einmal im Freien, tickt die Uhr. Bereits Temperatur- und Druckunterschiede können einen Zündvorgang auslösen", betont Wolf.

Dann geht alles ganz schnell. Mit präzisen Handgriffen entfernt Wolf den einzigen Zünder. 20 Minuten dauert die Prozedur. "Dann hatte die Bombe verloren", sagt Wolf. In der Innenstadt atmen die Menschen auf, nicht zuletzt, weil sie die Geschäfte wieder verlassen dürfen. Die Bombe macht sich auf ihre letzte Reise - zum Zerlegebetrieb. Sie ist nur noch ein Haufen Altmetall.

RP/jul