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Feiern bis in die frühen Morgenstunden, möglichst viel erleben, nichts verpassen: Für viele Jugendliche ist das der Inbegriff des Lebens. Dabei immer fit zu bleiben, ist eine echte Herausforderung. Jugendliche begegnen ihr derzeit mit einem altbekannten Aufputschmittel: Koffein. Doch nicht in der allgemein gängigen Form in Cola, Kaffee oder diversen Energy-Drinks. Nein, sie nehmen es auf eine viel gefährlichere Art und Weise zu sich: Sie schnupfen das Koffeinpulver in die Nase, berichtet die Am Sonntag in ihrer aktuellen Ausgabe vom 15. Januar.

Mediziner warnen jetzt vor der neuen Partydroge. Koffein wirkt aufputschend und vermindert das Schlafbedürfnis. Das Gefährliche am Schnupfen des Pulvers ist: Das Koffein wirkt so viel schneller und stärker. "Das Koffein tritt praktisch ungehindert über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn ein", erklärt Dr. Ludwig Weber, Chefarzt für Innere Medizin am Krankenhaus Vilshofen. Die Folgen: Bronchien werden erweitert, der Blutdruck schießt in die Höhe, es kommt zu Herzrasen und Herzrhythmusstörungen, im Extremfall zum Kreislaufkollaps.

Am Klinikum Passau mussten in den vergangenen Woche zwei junge Erwachsene nach dem "Schnupfen" von Koffeinpulver wegen Herzrasen und Herzrhythmusstörungen stationär behandelt werden. Bei Kindern und Jugendlichen sei die Problematik laut Oberarzt Dr. Harald Fahn von der Notaufnahme am Klinikum Passau besonders kritisch zu sehen: "Die Dosierung von Koffeinpulver ist beim Schnupfen schwer regulierbar und die Auswirkungen auf den jugendlichen Körper sind je nach physischer Verfassung sehr unterschiedlich."

Koffeintabletten und reines Koffeinpulver sind rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich. Eine stichpunktartige Umfrage bei Apotheken in Stadt und Landkreis Passau hat ergeben, dass eine Packung mit 20 Tabletten mit 0,2 Gramm Koffein pro Tablette im Schnitt fünf Euro kostet. Das ergibt einen Grundpreis von 1,25 Euro pro Gramm. Reines Koffeinpulver ist hingegen schon ab 23 Cent pro Gramm erhältlich. Nur haben Apotheken dies meist nicht auf Lager.

Von der nasalen Einnahme des Pulvers sollte laut Experten dringend Abstand genommen werden. "Das Schnupfen der basischen Substanz führt zu deutlichen Reizerscheinungen und Brennen der Nasenschleimhäute", erklärt Medizinaldirektor Dr. Walter Wifling vom Gesundheitsamt Passau. Bei gereizten Schleimhäuten gelangen Krankheitserreger viel einfacher über die Nase in den Körper. Regelmäßiges Schnupfen kann zu schwer verheilenden Nasenschleimhäuten und dauerhaften Erkrankungen im empfindlichen Nasenraum führen.

Besonders gefährlich ist es außerdem, Tabletten zu zerreiben und dann zu schnupfen. Denn die Pillen enthalten neben dem reinen Koffein noch verschiedene Bindemittel. Beim Schnupfen von jeglicher Art von Pulver können sich kleine Klümpchen bilden, welche die Atemwege verstopfen, so die Gesundheitsexperten.

Problematisch ist die regelmäßige Einnahme von Koffein laut Medizinern zudem, weil psychische Störungen nicht ausgeschlossen sind. "Es können Entzugssymptome auftreten, die für einen Zeitraum von bis zu 50 Stunden anhalten können", erklärt Dr. Weber.