Die Lage in Nigeria ist nach einer Anschlagsserie im Norden des Landes äußerst angespannt. Die Zahl der getöteten Menschen ist mittlerweile auf über 160 gestiegen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Attacken als „große Gefahr für den inneren Frieden“ in Nigeria.
nigeria, boko haram
© AFPDie Residenz eines Polizeioffiziers steht in Kano nach mehreren Explosionen und einem Feuergefecht in Flammen.

Nach der koordinierten Anschlagsserie im Norden Nigerias ist die Zahl der Toten auf mehr als 160 gestiegen. Seit den Explosionen und Feuergefechten vom späten Freitag seien in die Leichenhalle der Stadt Kano mindestens 162 Opfer gebracht worden, sagte ein Mitarbeiter am Samstag. Zu den Angriffen, die sich vor allem gegen Polizeireviere und andere öffentliche Einrichtungen richteten, bekannte sich die Islamistengruppe Boko Haram.

„Seit vergangener Nacht bringen Hilfsorganisationen, die an der Bergung der Toten beteiligt sind, Leichen hierher“, sagte ein Mitarbeiter der größten Leichenhalle von Kano. Die Zahl der Opfer könne sich noch erhöhen, da weiterhin Tote in die Einrichtung gebracht würden. Einige Familien hätten ihre getöteten Angehörigen bereits abgeholt.

Das örtliche Rote Kreuz hatte zuvor von mindestens 121 Toten gesprochen. An der Bergung der zahlreichen Leichen in Kano seien „viele Stellen“ beteiligt, hieß es dort. In der Zählung des Roten Kreuzes seien daher nur die Toten berücksichtigt, von denen die Organisation Kenntnis habe.

Polizeiwachen Hauptziele der Terrorgruppe

Der Polizei zufolge wurden bei der Angriffsserie insgesamt acht Orte attackiert. Darunter waren demnach mehrere Polizeiwachen, die Residenz eines Polizeioffiziers und die Einwanderungsbehörde. Mindestens zwei der Anschläge sollen von Selbstmordattentätern verübt worden sein. Insgesamt waren nach Beobachtungen von AFP-Reportern mindestens 20 Explosionen zu hören, gefolgt von Feuergefechten an mehreren Orten. Die Behörden verhängten für Kano eine Ausgangssperre.

Zu den Angriffen bekannte sich die islamistische Gruppe Boko. Die Taten seien eine Vergeltung dafür, dass die Regierung sich geweigert habe, inhaftierte Mitglieder von Boko Haram freizulassen, sagte ein

Sprecher der Bewegung der nigerianischen Zeitung Daily Trust.

Boko Haram kämpft für islamischen Staat

Die islamistische Sekte hatte in den vergangenen Wochen bei mehreren Anschlägen bereits dutzende Menschen getötet. Die meisten Angriffe richteten sich gegen Christen im Norden Nigerias. Dieser Landesteil wird mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während im Süden die Christen in der Mehrheit sind. Boko Haram kämpft seit Jahren für einen islamischen Staat im Norden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Anschläge als „große Gefahr für den inneren Frieden“ in Nigeria. „Alle Verantwortlichen sind dringend aufgerufen, das Recht auf freie Religionsausübung und religiöse Toleranz entschieden zu verteidigen“, erklärte er. Extremistengruppen müsse „so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden“.

Das französische Außenamt verurteilte „die terroristischen Anschläge auf das Entschiedenste“. Auch der britische Außenminister William Hague zeigte sich „schockiert“. Erst Stück für Stück werde der „ganze Horror“ der Anschläge sichtbar, erklärte er.

afp