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Weltweit heizen sich Meeresströmungen auf. Forscher rätseln über die Gründe

Wissenschaftler fordern die Beobachtung des Golfstroms. Er hat sich doppelt so rasch erwärmt wie der Atlantische Ozean

Die großen Meeresströmungen erwärmen sich. Das berichten Forscher um Professor Martin Visbeck vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (Geomar) im Journal Nature Climate Change. Demnach hat sich der Golfstrom in den vergangenen 100 Jahren um etwa 1,2 Grad Celsius erwärmt, der Atlantik um 0,4 Grad.

Langfristige Temperaturerhöhungen beziehungsweise globale Erwärmung auf der Erde werden von vielen Wissenschaftlern mit dem im Industriezeitalter rasant gestiegenem Ausstoß von Kohlendioxid in Verbindung gebracht. Als globale Erwärmung bezeichnet man den in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere sowie deren künftig erwartete Erwärmung.

Die Ursachen für die globale Erwärmung sind umstritten. Mit internationalen Konferenzen wird seit Jahren versucht, weltweite Konventionen über klimafeindliche Schadstoffe zu vereinbaren.

Wie das Zentrum berichtete, trifft das Phänomen auch auf andere schnelle Randströmungen in anderen Ozeanen zu. Das gelte für Strömungen vor Japan und Australien ebenso wie für solche vor Brasilien und dem südlichen Afrika, sagte Visbeck, der den Bereich Physikalische Ozeanographie leitet. Der Golfstrom ist eine der stärksten Meeresströmungen. Die von ihm von Amerika nach Europa transportierte Wärme ist für das vergleichsweise milde Klima in Mittel- und Nordeuropa verantwortlich. Die warme Meeresströmung hat ihren Ursprung im Golf von Mexiko und transportiert bis zu 100 Millionen Kubikmeter Wasser je Sekunde an der amerikanischen Ostküste entlang nach Norden. Die Forschergruppe hatte untersucht, inwieweit sich warme Strömungen im vergangenen Jahrhundert verändert haben. Das Ergebnis: Die Erwärmung dieser Stromsysteme fällt besonders stark aus und geht mit einer leichten, polwärtigen Verlagerung einher. Dies könne Konsequenzen für die Aufnahme von Kohlendioxid im Ozean haben, die bei höheren Temperaturen geringer ausfällt, hieß es.

"Wir haben insgesamt acht globale Beobachtungsdatensätze der Temperatur angeschaut sowie Meeresströmungen mit Hilfe eines hochauflösenden Ozeanmodells unter Nutzung von Beobachtungsdaten simuliert", erläuterte Visbeck.

"Mit dieser Studie konnten wir zeigen, dass alle westlichen Randstromregionen über die letzten 100 Jahre eine deutlich stärkere Erwärmung als das globale Mittel zeigen." Die Gründe dafür seien noch nicht vollständig klar. "Alles deutet auf eine Veränderung der globalen Ozeanzirkulation durch den Klimawandel hin mit expandierenden Subtropen", äußerte Visbeck.