Für die kommenden acht Tage ist den Angaben zufolge keine Erwärmung in Sicht
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© Bernd März

Offenbach/Marienberg. Eisige Kälte in ganz Deutschland: Erstmals in diesem Winter hat es am Donnerstagmorgen bundesweit zweistellige Minusgrade gegeben, wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach mitteilte. Am kältesten war es im Osten mit minus 15 bis minus 20 Grad.

Noch kälter war es in Nordeuropa. Mit minus 39 Grad wurden im Norden Finnlands am Donnerstagmorgen europaweit die niedrigsten Temperaturen gemessen. Selbst in Südeuropa fielen die Werte unter den Gefrierpunkt. Im Norden Spaniens und Portugals wurden Werte zwischen minus zwei und minus sieben Grad gemessen. In der Türkei fiel die Temperatur in Antalya und Istanbul nach Angaben des Wetterdienstes auf minus zwei Grad.

Marienberg im Erzgebirge war in der Nacht zu Donnerstag mit minus 21 Grad einer der kältesten Orte in der Bundesrepublik. Nur vereinzelt habe es im restlichen Bundesgebiet einstellige Minusgrade gegeben, sagte Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Donnerstag.

In Magdeburg erfror offenbar ein Obdachloser. Der 55-Jährige sei am Donnerstagmorgen im Freien leblos gefunden worden, teilte die Polizei mit. Eine Bürgerin hatte gemeldet, dass dort eine hilflose Person liege. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Die Ermittlungen dauerten noch an. Aufgrund der eisigen Temperaturen bittet die Polizei die Bevölkerung um besondere Aufmerksamkeit, ob sich Menschen in einer Gefahrensituation befinden und sich gegebenenfalls unter den Notrufnummern zu melden.

Ebenfalls in Sachsen-Anhalt - nahe Stendal - starb eine 73-jährige Frau beim . Ein Spaziergänger bemerkte, wie die Frau aus einem nahegelegenen Ort im kalten Wasser eines Kiessees untergegangen sei und habe die Rettungskräfte alarmiert. Rettungstaucher konnten die Frau erst knapp eineinhalb Stunden später bergen. Alle Versuche, sie wiederzubeleben, scheiterten. Warum die Frau im Wasser unterging, war zunächst nicht klar.

Im Landkreis Bautzen wäre die Kälte drei Männern fast zum Verhängnis geworden. Die Polizei griff die hilflosen und unterkühlten Männer unabhängig voneinander am Mittwoch im Freien auf. Einer der Männer war in Bischofswerda gegen Mittag offenbar wegen seiner Trunkenheit gestürzt und hatte sich verletzt. Die beiden anderen Männer wurden am späten Abend an einer Straße und auf einer Wiese in Bautzen gefunden.

Derweil entgleisten in Dresden vermutlich wegen der eisigen Temperaturen zwei Straßenbahnen. Die Züge der Linien Sieben und Zwei waren an unterschiedlichen Weichen aus den Schienen gesprungen, wie die Dresdner Verkehrsbetriebe mitteilten. Verletzt wurde niemand. Fachleute des Verkehrsbetriebs vermuten, dass bewegliche Weichenzungen aufgrund der Temperaturen von unter minus 15 Grad Celsius nicht richtig anlagen. Infolge der Zwischenfälle kam es zu Umleitungen und Verspätungen. Beide Strecken wurden bis 10.45 Uhr wieder freigegeben, nachdem die Bahnen durch die Feuerwehr wieder ins Gleis gesetzt worden waren. Es entstand ein Sachschaden von mindestens 100.000 Euro.

Bis zum Wochenende sinken die Temperaturen weiter ab. In der Nacht zu Samstag sei dann vorerst der "Kältetiefpunkt" mit flächendeckend minus 20 Grad im Osten des Landes erreicht, sagte Malewski. Für die kommenden acht Tage ist den Angaben zufolge keine Erwärmung in Sicht.

Nach Ansicht von Dominik Jung vom Wetterdienst Wetter.Net würden die Temperaturen bei einer flächendeckenden Schneedecke vor allem nachts noch weiter purzeln. "Dann wären problemlos minus 25 bis minus 30 Grad liegen", so Jung. Der derzeitige Ostwind führe jedoch dazu, dass sich die Tageswerte verbreitet wie minus 30 Grad anfühlten.

dapd/fp