Eisbären in Kanada abschießen, Löwen und Elefanten in Afrika - ganz legal blasen deutsche Spezialveranstalter zum Hallali auf bedrohte Tierarten. Für den blutigen Kick verlangen die Mittler horrende Summen.
Eisbär
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Es gibt Menschen, die davon träumen, einmal in der Steppe Afrikas einen Löwen zu erlegen - oder im ewigen Eis einen Polarbären. Für viele Jäger ein erhabenes Gefühl, wenn die Trophäe dann ausgestopft über dem heimischen Kamin hängt oder als Bettvorleger dient. Tatsächlich gibt es bundesweit eine Reihe von Veranstaltern, die solche Wünsche bedienen - für viel Geld. So kostet die Jagd auf einen Eisbären in Kanada bis zu 40 000 Euro, auf Elefanten und Löwen in Afrika bis zu 60 000 Euro und auf Spitzmaulnashörner sogar bis zu 280 000 Euro. Wer sich mit einem Bären in Russland begnügt, kommt günstiger weg: mit etwa 7000 Euro inklusive Rohpräparation.

Für Daniela Freyer, Biologin bei der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife in München ist die Jagd auf die seltenen Tiere ein Greuel: „Solche Jagdreisen bedrohen die Bestände etlicher Tierarten - auch wenn sie legal sind.“ Das wird besonders im Falle des Polarbären deutlich. Durch den Klimawandel ohnehin vom Aussterben bedroht, schätzen Wissenschaftler den Bestand inzwischen auf unter 20 000. Während die USA, Norwegen, Russland und Dänemark die Jagd auf Polarbären verboten haben, ist sie in Kanada legal. So erteilt die Regierung den Inuit, den Ureinwohner des Landes, jährlich 700 Jagdlizenzen, die sie an Ausländer verkaufen dürfen. Doch das meiste Geld aus dem Jagdtourismus landet nicht bei den Inuit. „Nur wenige verdienen daran. Den größten Profit machen die Veranstalter - das gilt auch für andere Länder“, sagt Daniela Freyer.

Trophäenjagd gefährdet Tierbestände

Bei vielen Jägern stoßen solche Argumente aber auf taube Ohren. Sie suchen scharenweise den Großwild-Kick in fernen Ländern. Über 18 500 Jagdbegeisterte begeben sich jährlich im Ausland auf die Pirsch - die meisten davon aus den USA und aus Deutschland. Rolf Eversheim, Geschäftsführer der Jägerstiftung Natur und Mensch, die 2005 vom Deutschen Jagdverband gegründet wurde, um Naturschutz und Naturnutzung in Einklang zu bringen, spricht sich zwar eindeutig gegen die Bejagung bedrohter Tierarten aus. Er räumt aber ein, dass es in der Verantwortung der einzelnen Länder liege, die konkrete Situation vor Ort zu bewerten. „Eine solche Bewertung kann durchaus anders ausfallen, als unsere Wahrnehmung es vermuten lässt“, sagt er.

„Wenn die Jagd auf solche Tiere von den einzelnen Ländern freigegeben ist und daher legal und gemäß gültiger Jagdbestimmungen abläuft, ist nichts dagegen einzuwenden - auch wenn es für viele unverständlich und daher verwerflich sein mag“, so Eversheim. Die Verantwortung sieht er also beim Gesetzgeber, nicht bei den Jägern. Außerdem: Die viel größere Bedrohung für die Tierwelt sieht der Jagd-Funktionär in der Wilderei. Die einzudämmen, da könne die legale Jagd sogar helfen, sagt Eversheim. „Nur durch legale Einnahmen verliert der Verkauf von illegalen Anschüssen an Attraktivität.“

Auch die Anbieter der Pirschreisen behaupten, dass die Jagd auf gefährdete Tierarten in Wirklichkeit ihrer Erhaltung diene. Denn der Jagdtourismus bringe Geld ins Land und gebe somit der Bevölkerung einen Anreiz, die Tiere zu hegen und zu pflegen. „Das ist nicht der Fall“, so Tierschützerin Freyer. „Solche Jagdreisen sind darauf ausgerichtet, die größten und stärksten Tiere zu erlegen, die gerade für die Fortpflanzung und den Bestand enorm wichtig sind“. Was für fatale Folgen das haben kann, zeige sich bei den Löwen in Afrika, von denen jährlich über 600 Stück Großwildjägern zum Opfer fallen. „Wird ein besonders begehrter Rudelführer erlegt, tötet der Nachfolger alle männlichen Nachkommen des Vorgängers“, so die Biologin.