busunglück schweiz
© Sebastien Feval/AFPWarum das Fahrzeug verunglückte, ist noch unklar. Es war Teil einer Gruppe von drei Bussen. Die beiden anderen waren nicht an dem Unfall beteiligt
Schock, Trauer, Entsetzen: Bei einem schweren Busunfall sind in der Schweiz 22 Kinder und sechs Erwachsene gestorben. Im Bus war auch ein Deutscher.

Bus-Katastrophe am Ende einer Skireise: 28 Menschen - 22 Kinder im Alter von etwa zwölf Jahren, vier Begleiter und zwei Busfahrer - sind bei einem schweren Busunglück in einem Schweizer Autobahntunnel gestorben. Im Unfallfahrzeug saßen zwei Schulklassen aus Belgien, die auf der Rückfahrt von einer Skifreizeit waren. Drei Kinder liegen im Koma. Insgesamt 24 Menschen sind verletzt.

In dem Unglücksbus befand sich auch ein Deutscher. Dies teilte der belgische Regierungschef Elio Di Rupo vor Journalisten mit. Im Bus seien außer den Schülern aus Belgien auch zehn Kinder aus den Niederlanden sowie jeweils ein Deutscher und ein Pole gewesen. Er sagte nicht, ob es sich bei dem Deutschen und dem Polen möglicherweise um die Fahrer des Busses handelte.

Ihr Bus raste am Dienstagabend in dem Tunnel der A9 bei Siders im Wallis gegen eine Nothaltestelle in der Wand. Bei dem schweren Unfall sind nach Behördenangaben auch die beiden Busfahrer gestorben. Die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtete, der Reisebus habe gegen 21.15 Uhr zunächst Randsteine gestreift und sei dann frontal in die Nothaltenische geprallt. Er sei von Siders in Richtung Sitten gefahren. Nach belgischen Informationen war kein weiteres Fahrzeug beteiligt.

Genaue Identität der Opfer noch ungeklärt

"Die Front des Busses war total eingedrückt", berichtete eine Korrespondentin des Schweizer Fernsehens vom Unglücksort. Rettungskräfte hätten die Seitenteile des zerquetschten Fahrzeugs aufschneiden müssen, damit die Opfer herausgeholt werden konnten. Die Verletzten wurden mit Hubschraubern und Rettungsfahrzeugen in mindestens vier Krankenhäuser gebracht. Die Rettungsaktion mit 200 Einsatzkräften dauerte die ganze Nacht.

Die belgische Zeitung Le Soir zitiert den Vater eines 12-jährigen Mädchens, das sich beim Unfall die Beine und einen Arm gebrochen hat. In einem kurzen Telefonat schilderte sie ihm, wie sie den Unfall erlebt hat: "Es war dunkel und ich spürte einen starken Stoss. Alle Sitze im Bus wurden herausgerissen, ich selbst wurde schließlich zwischen zwei Sitzen eingeklemmt", habe sie laut Le Soir gesagt.

Belgische Regierung schließt Übermüdung des Fahrers aus

Die genaue Identität der Todesopfer und der Verletzten ist noch nicht ganz klar. In dem Bus befanden sich 22 Kinder und zwei Lehrer der Schule t'Stekste in Lommel, sagte der Bürgermeister des Ortes. Lommel liegt direkt an der Grenze zu den Niederlanden unweit von Eindhoven. Sieben der Kinder waren danach Niederländer. Ebenfalls in dem Bus saßen 24 Kinder sowie ein Lehrer und eine Begleiterin aus der Schule Sint Lambertus in Heverlee bei Löwen. 16 der Kinder dieser Schule lebten, viele von ihnen seien schwer verletzt. Das Schicksal von acht Kindern sei "ungeklärt". Di Rupo kündigte einen nationalen Tag der Trauer in Belgien an. Er teilte mit, die Polizei habe Spezialisten entsandt, um bei der Identifizierung der Opfer zu helfen. Diese sei "sehr mühsam".

Zur konkreten Unfallursache gab es am Mittwoch zunächst keine Angaben. Nach Ansicht des Staatssekretärs im belgischen Verkehrsministerium, Melchior Wathelet, kann der Busfahrer nicht übermüdet gewesen sein. "Die Fahrer sind am Vortag angekommen und haben den Tag an Ort und Stelle verbracht, bevor sie losgefahren sind", sagte er belgischen Nachrichtenagentur Belga. "Es sieht so aus, als seien die Bestimmungen über die Fahrzeiten eingehalten worden." Die Rückfahrt hatte am Abend begonnen. Auch auf dem Hinweg waren die Kinder nachts unterwegs.

EU-weite Beileidsbekundungen

Das betroffene Busunternehmen hatte nach seinen Worten bisher einen "exzellenten Ruf". Die Firma Toptours aus dem flämischen Aarschot habe die Sicherheitsregeln der Branche "immer beachtet", sagte er im Fernsehen RTBF. Zudem habe es sich um "einen Bus der neusten Generation mit allen empfohlenen Sicherheitseinrichtungen" gehandelt. Dazu gehören auch Sicherheitsgurte. "Ich war auch in Skiferien, und damals hat man sich ganz frei im Bus bewegt. Jetzt wird einem klar, wie gefährlich das war", sagte der Staatssekretär.

Das Unglück, das zu einem der schwersten Straßenverkehrsunfälle in der Schweiz gehört, rief große Bestürzung hervor. "Das ist ein sehr trauriger Tag für ganz Belgien", sagte Premierminister Di Rupo weiter. Der belgische Kronprinz Philippe und seine Frau, Prinzessin Mathilde, schrieben in einer Mitteilung, das Unglück treffe sie auch deshalb sehr, da sie selbst Eltern seien. Belgiens König Albert II. ist "zutiefst schockiert" über den Unfall eines Busses mit belgischen Schulkindern in der Schweiz. "Die Gedanken des Königs sind bei den Opfern und deren Familien", sagte ein Sprecher des Palasts in Brüssel. Zunächst stand noch nicht fest, ob und wann der König ebenso wie Premierminister Elio Di Rupo in die Schweiz reisen werde.

Auch José Manuel Barroso sprach den Betroffenen sein Beileid aus. "Das tragische Ereignis bekommt eine noch dramatischere Dimension dadurch, dass die meisten Opfer Kinder waren", so der EU-Kommissionspräsident.

Eltern reisen mit Militärflugzeugen an

Das Schweizer Parlament, die Vereinigte Bundesversammlung, gedachte der Opfer: "Wir haben mit großer Bestürzung vom schweren Unglück des belgischen Reisecars im Wallis erfahren", sagte Nationalratspräsident Hansjörg Walter.

Die Angehörigen der Schulkinder wurden noch am Mittwoch an den Unfallort gebracht. Zwei Militärflugzeuge haben die Eltern mittags in die Schweiz geflogen, teilte das belgische Außenministerium in Brüssel mit. Während der Reise soll es psychologische Betreuung gegeben haben.

Die Kinder kamen nach Angaben belgischer Behörden aus der Grundschule t'Stekske in Lommel an der niederländischen Grenze und aus der Schule Sint Lambertus aus Heverlee in der Nähe von Brüssel. "Es ist das Schlimmste, was passieren könnte. Es ist unbeschreiblich", sagte Marc Carels, Direktor der Schule im flämischen Fernsehsender VRT.

nik/DPA/AFP/Reuters