Obst
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Greenpeace: Obst und Gemüse immer noch stark mit Pestiziden belastet

Laut einer aktuellen Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge ist Obst und Gemüse noch immer stark mit Pestiziden belastet. Besonders betroffen sei demnach Frischware, die außerhalb der Europäischen Union (EU) produziert werde. Innerhalb der EU würden Grenzwerte nur noch selten überschritten.

Obst und Gemüse aus der EU enthält häufig weniger Pestizide

In konventionellem Anbau erzeugtes Obst und Gemüse sei laut Analysen von Greenpeace immer noch häufig mit Pestiziden belastet. In rund 80 Prozent des untersuchten Obstes und in mehr als 55 Prozent der Gemüseproben wurden Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Das teilte die Umweltschutzorganisation am Montag mit. Für ihren Ratgeber „Essen ohne Pestizide“ untersuchten Experten 22.000 Proben der deutschen Lebensmittelüberwachung aus den Jahren 2009 und 2010, die neu bewertet und mit den Daten der Pestizidtests ergänzt wurden.

Laut den Analysen lieferten Lebensmittel aus Deutschland häufig gute Ergebnisse. Sie sind in der Regel weniger belastet. Dies gelte ebenfalls für Obst und Gemüse aus anderen EU-Ländern. Greenpeace teilte mit, dass im Vergleich zu der im Jahr 2007 getesteten Ware deutlich weniger Pestizidrückstände gefunden wurden. Beim Obst wurde der in der EU zulässige Höchstgehalt an Pestiziden bei 3,1 Prozent der Proben und beim Gemüse in 4,8 Prozent der Fälle überschritten.

Obst und Gemüse aus der Türkei besonders stark mit Pestiziden belastet

Deutliche Überschreitungen des in der EU zulässigen Höchstwertes für Pestizide lieferten Obst- und Gemüseproben aus dem Erzeugerland Türkei. Besonders betroffen sind vor allem Birnen, Tafeltrauben, Grapefruit, Paprika und Zucchini. Greenpeace erklärte, dass auch exotische Ware wie Okra- und Chilischoten aus Indien und Thailand stark belastet sei. Hohe Pestizidgehalte wurden zudem bei Kopfsalat aus Belgien, den Niederlanden und Italien gefunden. Die Umweltschutzorganisation beurteilte ein Drittel aller Produkte als nicht empfehlenswert.

Pestizide, die zu den Pflanzenschutzmittel und Bioziden in der Schädlingsbekämpfung zählen, schaden nicht nur unerwünschten Schädlingen sondern auch dem menschlichen Organismus. Sie können sowohl das Immunsystem als auch den Hormonhaushalt beeinträchtigen. Zudem können sie ein Auslöser für Krebserkrankungen sein und das Nervensystem schädigen.

Laut Greenpeace enthielten viele der Lebensmittelproben einen Cocktail aus verschieden Chemikalien. Tafeltrauben aus der Türkei nahmen dabei die traurige Spitzenposition ein. Bei ihnen wurden 24 Pestizide nachgewiesen. Erzeuger wählen häufig eine Kombination aus verschiedenen Pestiziden, um die zulässigen Höchstmengen einzelner Chemikalien nicht zu überschreiten. In der EU werden Pestizide bisher nur einzeln betrachtet, erklärte Greenpeace. Es müsse dringend der gesamte Pestizid-Cocktail eines Produkts berücksichtigt werden, um Verbraucher vor den giftigen Chemiekeulen zu schützen.

Bioprodukte sind meistens unbelastet

Greenpeace rät Verbrauchern in erster Linie zu ökologisch erzeugter Ware. Diese sei meistens unbelastet. Im Bioanbau kämen nur wenige Pflanzenschutzmittel zum Einsatz und deren Wirkstoffe seien Naturstoffe, die deutlich weniger gesundheitsschädlich seien. Auch setzten Ökobauern Nützlinge ein, bekämpften Unkraut mechanisch statt mit der Chemiekeule und berücksichtigten optimale Fruchtfolgen, heißt es im Ratgeber „Essen ohne Pestizide“. Verbraucher sollten zudem auf die Fruchtsorte und das Herkunftsland achten. Das in Deutschland verkaufte Obst und Gemüse stamme zu ungefähr 70 Prozent aus Importen. In den verschiedenen Herstellerländern würden unterschiedliche Chemikalien eingesetzt. Greenpeace rät deshalb zu möglichst saisonalen Produkten aus der Region. Auch der Zeitpunkt der Ernte spiele eine Rolle. Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau wie beispielsweise Paprika und Tomaten enthielten zu Beginn der Ernteperiode mehr Pestizide als einige Wochen später, um die Reifung je nach Witterung zu beschleunigen. Greenpeace weist daraufhin, dass Obst und Gemüse immer gründlich gewaschen werden sollte. So könne wenigstens ein Teil der Pestizide entfernt werden. Bei Kohl und Salat sollten Verbraucher die äußeren Blätter entfernen, heißt es im Ratgeber.

ag