Vor dem umstrittenen Formel-1-Rennen in Bahrain ist es erneut zu heftigen Protesten gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Lärmbomben ein. Ein erster Rennstall reagiert auf die Sicherheitslage.

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© Valdrin Xhemaj/DPAWird die "High-Society" dennoch fahren?
In Bahrain ist es vor dem Formel-1-Grand Prix erneut zu Ausschreitungen gekommen. In den Vororten der Hauptstadt Manama ging die Polizei am Freitag mit Tränengas, Lärmbomben und Blendgranaten gegen regierungskritische Demonstranten vor. Die wehrten sich mit Molotow-Cocktails. "Das Volk will das Regime stürzen", riefen die Demonstranten mit Blick auf das sunnitische Königshaus. Augenzeugen zufolge wurden dutzende Menschen verletzt.

Die Zusammenstöße ereigneten sich zwar weit entfernt von der Rennstrecke im Süden der Hauptstadt Manama. Die Demonstranten blockierten zeitweise jedoch den Verkehr auf einigen Straßen, die zur Rennstrecke führten. Sie zündeten dort Reifen an, wie Zeugen berichteten. In Manama selbst waren Proteste verboten.

Am Freitag war auf dem Weg zum Formel-1-Kurs ein deutlich größeres Polizeiaufgebot im Einsatz als am Vortag. Zudem waren mehrere Straßensperren eingerichtet. Für den Nachmittag hatte die Protestbewegung zu einer Demonstration vor den Toren des Bahrain International Circuit aufgerufen.

Force India verzichtet auf zweites Training

Aus Sorge um die Sicherheit verzichtet das Team Force India komplett auf seinen Start beim zweiten Training. Dies bestätigte der stellvertretende Teamchef Bob Fernley der BBC in Sakhir. Der Rennstall des Deutschen Nico Hülkenberg und des Schotten Paul di Resta wollte wegen der befürchteten politischen Proteste vor Einbruch der Dunkelheit den Rückweg zum Hotel antreten.

Am Mittwoch waren vier Mechaniker des Teams in Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei geraten. In der Nähe ihres Fahrzeugs war ein Molotow-Cocktail explodiert. Zwei Mitarbeiter von Force India haben inzwischen vorzeitig die Heimreise angetreten.

Wie am Freitag bekannt wurde, gab es auch bei der Rückfahrt eines Minibusses mit zwölf Mechanikern des Schweizer Rennstalls Sauber einen Vorfall. Sie hätten am Donnerstagabend ein Feuer auf dem Mittelstreifen der Schnellstraße wahrgenommen. Vermummte Personen seien auf ihre Fahrbahn gelaufen. Niemand vom Sauber-Team sei aber zu Schaden gekommen, hieß es vom Team.

Beim ersten Training am Freitag raste Force India Pilot Paul di Resta auf Platz drei. Vor ihm lagen Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der im McLaren Trainingsbestzeit fuhr.

95 Festnahmen im Grand-Prix-Vorfeld

Nach Angaben von Aktivisten sind allein in den vergangenen Tagen 95 Menschen nach den Protesten festgenommen worden. Die Opposition kündigte an, den Grand Prix mit "Tagen des Zorns" zu begleiten. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land mit rund 1,3 Millionen Einwohnern sind enorm verschärft worden.

Bereits im Vorfeld hatte es viel Kritik an der Ausrichtung der Veranstaltung in Bahrain gegeben. Dem Königreich wird vorgeworfen, mit dem Rennen sein international angekratztes Ansehen verbessern zu wollen. Während Sportjournalisten zur Berichterstattung ins Land durften, wurde anderen Reportern die Einreise verweigert. Es wird damit gerechnet, dass 100.000 Besucher zu dem Rennen kommen und dem Tourismus neuen Schwung verleihen.

Im vergangenen Jahr sagten die Organisatoren den Grand Prix noch wegen des gewaltsamen Vorgehens der Regierung gegen Demonstranten ab. Bahrain befindet sich seit Beginn des Arabischen Frühlings in Aufruhr. Die Proteste waren von der Regierung unter anderem mit Hilfe von Truppen aus verbündeten Nachbarstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, niedergeschlagen worden. Dabei kamen Dutzende Menschen ums Leben. Seither kommt es nahezu täglich zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen.

Die Opposition fordert die Umwandlung Bahrains in eine parlamentarische Demokratie. Bahrain wird von der Al-Chalifa-Familie regiert. Die Dynastie ist im Gegensatz zur mehrheitlich schiitischen Bevölkerung sunnitisch.

fro/kng/Reuters/DPA/AFP