Die Polizei hat bei Razzien in Hessen, Thüringen und Sachsen mehrere Wohnungen nach Waffen des Zwickauer Trios durchsucht. Mit den zahlreichen Ermittlungspannen im Zusammenhang mit dem NSU-Terror beschäftigt sich seit heute der Untersuchungsausschuss im Bundestag. Kurz zuvor wurde bekannt, dass Beamte des FBI früh auf der richtigen Spur waren.

Bei Ermittlungen gegen die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) hat die Polizei Wohnungen und andere Räume in mehreren Bundesländern durchsucht. Die Chefermittler in Karlsruhe bestätigten einem Bericht von Spiegel online zufolge, dass sich die Razzia auf Räumlichkeiten in Hessen, Thüringen und Sachsen erstreckt habe. Beamte des Bundeskriminalamts suchten demnach vor allem nach den Waffen, mit denen die NSU-Terroristen ihre Taten begangen hatten.

Den inzwischen toten Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Zschäpe wird der Mord an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft und an einer Polizistin zur Last gelegt. Bei den Ermittlungen hatte es zahlreiche Pannen und Verzögerungen gegeben - und das, obwohl nach neuesten Angaben schon frühzeitig ein erster Verdacht in die richtige Richtung gewiesen hatte.

FBI-Agenten, die zu einem Austausch nach Deutschland gekommen waren, hätten bereits 2007 einen ausländerfeindlichen Hintergrund vermutet, berichtete die SPD-Sprecherin im Untersuchungsausschuss des Bundestages, Eva Högl. Die Beamten der US-Bundespolizei stellten zudem eine hohe Mobilität der Täter fest. "Das wäre zumindest ein Ansatzpunkt gewesen, weiterzuermitteln", sagte Högl. Dies sei aber nicht geschehen.

Högl kündigte an, dass das Thema an diesem Donnerstag bei der ersten Zeugenvernehmung im Untersuchungsausschuss zur Neonazi-Mordserie zur Sprache kommen werde. Die FBI-Agenten waren demnach zu einem routinemäßigen Informationsaustausch beim Landeskriminalamt Bayern, das damals in fünf Mordfällen an türkisch- und griechischstämmigen Männern ermittelte. Ein Jahr früher gab es nach Högls Angaben bereits Hinweise eines Profilers auf einen rechtsextremistischen Hintergrund. Der Profiler, der für die bayerische Sonderkommission "Bosporus" tätig war, war allerdings von einem im Raum Nürnberg verwurzelten Einzeltäter ausgegangen. Auch diesen Hinweisen sei nicht konsequent nachgegangen worden.

Beamte der Soko "Bosporus" sagen aus

Der Bundestags-Untersuchungsausschuss beginnt heute mit der Zeugenvernehmung. Zunächst sollen drei Beamte der Soko "Bosporus" und ein Vertreter der Staatsanwaltschaft aussagen. Der Profiler soll in der nächsten Sitzung vernommen werden. Bei der Beweisaufnahme geht es um Ermittlungspannen bei der Fahndung nach den Mördern. Die Abgeordneten wollen klären, warum die Behörden die Zwickauer Neonazi-Zelle jahrelang nicht im Visier hatten.

Den Rechtsterroristen werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin vorgeworfen. Nach Durchsicht des umfangreichen Aktenmaterials kam Högl auch zu dem Schluss, dass Konkurrenz zwischen einzelnen Behörden die Ermittlungen behinderte. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth habe die Möglichkeit eines rechtsextremistischen Hintergrunds möglicherweise nicht weiter untersucht, weil dies die Einschaltung des Generalbundesanwaltes zur Folge gehabt hätte. "Eitelkeiten der einzelnen Behörden haben sicher eine Rolle gespielt", sagte Högl.

Insgesamt habe die Akteneinsicht ergeben, das alle Ermittler und Beamten "äußerst engagiert" vorgegangen seien. Nur dem Hinweis auf einen rechtsextremistischen Hintergrund sei nicht mit einem vergleichbaren Engagement nachgegangen worden.

Süddeutsche.de/dpa/cop/feko/gba