Ein letztes Aufflammen vor dem Tod. Dann verschluckt ein Schwarzes Loch einen Stern. Astronomen ist es gelungen, das Sterben und die „Verdauung“ im All in Echtzeit zu beobachten.
schwarzes loch
© dpaSeltenes Schauspiel – die Computersimulation zeigt, wie ein Stern in ein Schwarzes Loch fällt
Kosmisches Drama: Astronomen haben beobachtet, wie ein gigantisches Schwarzes Loch einen Stern verschlingt. Vermutlich handelte es sich um eine Rote Riesensonne, die dem Schwarzen Loch zu nahe gekommen war und zerrissen wurde. Die Sternmaterie flammte ein letztes Mal hell auf, bevor sie vom Schwarzen Loch verschluckt wurde. Das berichten Forscher um Suvi Gezari von der Johns-Hopkins-Universität im US-amerikanischen Baltimore in der Fachzeitschrift Nature.

„Wir haben den Tod eines Sterns und seine Verdauung in Echtzeit beobachtet“, erläuterte Co-Autor Edo Berger vom Harvard-Smithsonian Zentrum für Astrophysik in einer Mitteilung.

Im Zentrum der meisten Galaxien vermuten Astronomen gigantische Schwarze Löcher mit der Masse von Millionen Sonnen. Solange sie sich keine Materie einverleiben, befinden sich diese Schwarzen Löcher in einer Art Schlafzustand, in dem sie meist nicht nachweisbar sind. Kommt ein Stern ihnen zu nahe, können gigantische Gezeitenkräfte ihn zerreißen. Die Sternenmaterie wirbelt dann um das Schwarze Loch, erhitzt sich und leuchtet hell auf, bevor sie darin verschwindet.

Der Stern hatte bereits eine Begegnung mit dem Schwarzen Loch

Solch ein Schauspiel haben die Astronomen im Sommer 2010 in einer knapp drei Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie beobachtet. Wegen der enormen Entfernung war der glücklose Stern nicht direkt zu sehen, aber aus dem Aufflammen seiner Materie konnten die Forscher die Art des Sterns, den Zeitpunkt seines Zerreißens und den Umfang des Schwarzen Lochs bestimmen. Es besitzt demnach rund drei Millionen Mal so viel Masse wie unsere Sonne und ist damit etwa so groß wie das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße.


Die Beobachtungen zeigten außerdem, dass das Schwarze Loch der fernen Galaxie eine Menge Helium des zerrissenen Sterns verspeiste, aber keinen Wasserstoff. Vermutlich handelte es sich daher um den Kern eines Roten Riesensterns, dem seine Wasserstoffhülle bereits bei einem früheren Umlauf entrissen worden war. „Dieser Stern hat nur knapp eine Begegnung mit dem Schwarzen Loch überlebt, in der zweiten Runde kam dann sein unglückliches Ende“, erläuterte Harvard-Forscher Ryan Chornock aus dem Team.

Es ist nicht das erste Mal, dass Astronomen Zeugen werden, wie ein Schwarzes Loch einen Stern verschlingt. Meist werden diese seltenen kosmischen Dramen jedoch erst bemerkt, wenn sie schon fortgeschritten sind. Das Besondere an der aktuellen Beobachtung ist, dass die Forscher den Prozess von Anfang an beobachten konnten. Daher konnten sie den Zeitpunkt, an dem der Stern zerrissen wurde, auf zwei Tage genau in das Frühjahr 2010 datieren.