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© Getty ImagesRichard Grenell
Richard Grenell war nur zwei Wochen im Amt. Jetzt hat der außenpolitische Sprecher des designierten US-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney seinen Rücktritt verkündet: Kritik von Erzkonservativen an seiner Homosexualität habe ihn zu diesem Schritt bewogen.

Washington - Es ist das abrupte Ende einer politischen Karriere: Richard Grenell, außenpolitischer Sprecher des designierten republikanischen US-Präsidentschaftkandidaten Mitt Romney, ist nach knapp zwei Wochen im Amt zurückgetreten. Laut einem Bericht der Washington Post deutete Grenell an, dass er seinen Posten geräumt habe, weil Konservative in seiner Partei offen Vorbehalte gegen sein Schwulsein und sein Eintreten für die Homo-Ehe geäußert hatten. Eine "aufgedrehte und voreingenommene Debatte" über persönliche Angelegenheiten würde ihn in seiner Arbeit beeinträchtigen, sagte Grenell demnach.

Grenell bedankte sich in der Erklärung bei Romney dafür, dass dieser an ihn geglaubt habe und dass "offenes Schwulsein für ihn und sein Team kein Thema war".

"Wir sind enttäuscht, dass Richard sich aus persönlichen Gründen zum Rücktritt entschieden hat", erklärte Matt Rhoades, Kampagnenmanager von Romney. "Wir wollten, dass er bleibt", Grenell habe für den Job "hervorragende Qualifikationen" mitgebracht.

Dennoch hatte es in konservativen Kreisen starke Vorbehalte gegen Grenell gegeben - auch wegen seiner sexuellen Orientierung und seinem Eintreten für die Homo-Ehe: Er fände es problematisch, dass Grenell ein "leidenschaftlicher Aktivist für gleichgeschlechtliche Ehen sei", obwohl Romney dagegen sei, schrieb etwa Matthew Franck vom konservativen Witherspoon Institute. Die Romney-Kampagne müsse "unmissverständlich" gegen gleichgeschlechtliche Ehen sein.

Ärger wegen provokativer Tweets

Aber schon Grenells Start bei Romney war nicht gut gelaufen. Grenell, unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen und seit längerem als Twitter-Freund bekannt, sah sich gezwungen, etliche provokative Tweets zu löschen. So hatte er etwa vor seinem Jobantritt im Romney-Team über US-Außenministerin Hillary Clinton geschrieben, dass diese immer mehr wie die frühere Außenministerin Madeleine Albright aussehe.

Romney ist der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner: Der Multimillionär hatte in einem monatelangen Vorwahlreigen zahlreiche Gegenbewerber abgeschüttelt und sich zuletzt selbst zum Herausforderer von US-Präsident Barack Obama erklärt. Endgültig werden die Kandidaten auf Parteitagen Ende August und Anfang September bestimmt. Danach geht der Wahlkampf in die heiße Phase.

In Umfragen liegen Obama und Romney derzeit nahezu gleichauf. In wahlentscheidenden Staaten wie Florida oder Virginia schneidet der Amtsinhaber sogar schlechter ab als sein Herausforderer.

hen/dpa