Johan Galtung
© apa/epa/morellJohan Galtung
Der norwegische multidisziplinäre Wissenschaftler Johan Galtung gilt als der Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung. Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde ihm 1987 der „Right Livelihood Award“ - auch „Alternativer Nobelpreis“ genannt - verliehen. Schon 1980 sagte er vorher, dass die Berliner Mauer noch vor 1990 fallen werde, gefolgt vom Zusammenbruch der Sowjetunion. Auch sah er den Islam als neues Feindbild vorher. Doch plötzlich werden massive Vorwürfe wegen antisemitischer Äußerungen gegen ihn erhoben. Galtung behauptete sogar, dass der israelische Geheimdienst Mossad hinter dem Massenmord von Norwegen im Juli des Vorjahres stecken könnte.

Im Jahr 1959 zählte der mittlerweile 81-jährige Johan Galtung zu den Mitbegründern des „Peace Research Institute Oslo“, das als das erste universitär verankerte Friedensforschungsinstitut Europas gilt (Wikipedia). Er ist Mathematiker, Soziologe, Politologe und gleichzeitig Autor mehrerer Bücher und Schriften, insbesondere im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung. In einer Presseaussendung vom 16. April 2012 taucht sein Name, zusammen mit einer Reihe anerkannter Wissenschaftler und Nobelpreisträger, als Mitunterzeichner des „Aufruf Abrüstung für Entwicklung“, anlässlich des zweiten „Internationalen Tages gegen Militärausgaben“, auf.

Bei Wikipedia wird darauf verwiesen, dass Galtung schon im Jahr 1980 die Vorhersage gewagt hatte, dass die Berliner Mauer noch vor 1990, gefolgt vom sowjetischen Imperium, fallen werde. Nachdem dies tatsächlich eingetreten war, glaubte er, dass der Islam zum neuen Feindbild werden sollte. Den Fall des US-Imperiums prognostizierte er ursprünglich für den Zeitraum zwischen 2020 und 2025, korrigierte dies jedoch während der Bush-Präsidentschaft auf noch vor 2020.

Doch plötzlich findet sich Johan Galtung mit massiver Kritik bezüglich antisemitischer Äußerungen konfrontiert. Die israelische Tageszeitung Haaretz schreibt als Schlagzeile: „Der Pionier der globalen Friedensforschung verweist auf eine Verbindung zwischen dem Massaker von Norwegen und (dem israelischen Geheimdienst) Mossad.“ Verwiesen wird auf eine Mutmaßung Galtungs, dass der zurzeit vor Gericht stehende Todesschütze Anders Breivik im Auftrag des Mossad gehandelt haben könnte. Zu seinen merkwürdigen Argumenten zählt, dass der Anschlag am gleichen Tag, dem 22. Juli, durchgeführt wurde wie auch das Bombenattentat auf das King David Hotel in Jerusalem im Jahr 1946. In einer Email an Haaretz rechtfertigte Galtung seine schockierende Anschuldigung mit folgendem Satz: „Wenn wir keine Ahnung darüber haben, wer hinter Breivik steckt, einschließlich, ob es überhaupt irgendjemand anderen gibt, dann wird jede Hypothese legitim; dabei handelt es sich um die Natur von Recherchen.“

Haaretz deckt aber noch weitere antisemitische Äußerungen des „Vaters der Friedensforschung“ - wie er in dem Beitrag genannt wird - auf. Verwiesen wird auf einen Vortrag in Oslo, einen Artikel in der norwegischen Presse und auf ein von der israelischen Zeitung selbst durchgeführtes Interview. Dem Bericht zufolge soll Galtung empfohlen haben, die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion zu lesen“, wobei es sich um eine berüchtigte antisemitische Hetzschrift handelt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgetaucht war. Ebenfalls wird informiert, dass Galtung sich sogar zu der Behauptung hinreißen ließ, dass „sechs jüdische Konzerne 96% der (amerikanischen) Medien kontrollierten“ (wörtlich nachzulesen bei Haaretz).

Auf der Webseite des „Concil on Foreign Relations“, einem der weltweit einflussreichsten Think-Tanks, verweist Elliot Abrams darauf, dass Johan Galtung den Rang eines Professors für Friedensforschung an der Universität von Hawaii innehält. Er wirft die Frage auf, ob und wie die US-amerikanische Hochschule auf diesen unglaublichen Skandal reagieren wird, den er als „klassischen antisemitischen Müll, von einem in Norwegen höchst verehrten Akademiker“ bezeichnet.