Blonder Junge in Vanuatu, einem Inselstaat im Südpazifik.
© Graham Crumb/cc-by-sa-2.0Blonder Junge in Vanuatu, einem Inselstaat im Südpazifik.
Forscher finden die Ursache für die hellen Haare vieler Melanesier

Forscher haben herausgefunden, warum einige Südseebewohner trotz dunkler Haut blondes Haar haben: Schuld an der ungewöhnlichen Haarfarbe der Melanesier ist nicht eine Vermischung mit Europäern, sondern eine Genmutation: Bei rund einem Viertel der Südseebewohner ist ein bestimmter Genbuchstabe auf dem neunten Chromosom verändert. Diese nur bei dieser Volksgruppe vorkommende Variation beeinträchtigt die Bildung von dunklen Pigmenten in den Haaren. Erbt ein Kind diese Mutation von beiden Elternteilen, wird es blond, wie das internationale Forscherteam im Fachmagazin "Science" berichtet.

Natürlich blondes Haar ist beim Menschen selten: Es kommt fast nur bei Nordeuropäern vor - und in einer kleinen Gruppe von Südseebewohnern. "Obwohl die Bewohner der Salomon-Inseln und des äquatorialen Ozeaniens die dunkelste Hautfarbe aller Menschen außerhalb Afrikas haben, sind fünf bis zehn Prozent von ihnen blond", schreiben Eimear Kenny von der Stanford University und seine Kollegen. Das sei der höchste Anteil von Blonden außerhalb Europas.

Warum viele Melanesier diese für Bewohner der Tropen so ungewöhnliche Haarfarbe besitzen, war unklar. Die Forscher, darunter auch Mark Stoneking vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, machten sich daher auf die Suche nach den genetischen Ursachen dieses Phänomens. Dafür analysierten und verglichen sie das Erbgut von 43 blonden und 42 dunkelhaarigen Bewohnern der Salomoneninseln.

Kein Einfluss von Europäern

"Wir fanden keine Hinweise auf einen Einfluss von Genen aus Europa", sagen die Wissenschaftler. Eine Vermischung von seefahrenden Europäern mit den ortsansässigen Melanesiern sei demnach nicht die Ursache der blonden Haare. "Das charakteristische blonde Haarfarbe entstand im tropischen Ozeanien unabhängig, das ist unerwartet und faszinierend", sagt Kenny.

Wie die Forscher feststellten, war bei den blonden Melanesiern in einem Gen namens TYRP1 auf dem neunten Chromosom die Base Cytosin gegen Thymin ausgetauscht. In seiner normalen Form produziert dieses Gen ein für die Pigmentproduktion wichtiges Enzym. Durch die Mutation wird jedoch eine falsche Aminosäure in das Pigment-Enzym eingebaut. Als Folge funktioniert dieses nicht mehr richtig und führt so zu dem ungewöhnlich hellen Haar der Melanesier.

Neuentdeckte Mutation kommt nur in der Südsee vor

Im Falle der blonden Melanesier handele es sich um keine bisher bekannte Mutation, sondern um eine neue Variante, sagen die Forscher. Sie komme offenbar nur in der Südsee vor. Die Wissenschaftler hatten im Genom von weiteren 941 Menschen aus 52 verschiedenen Populationen weltweit nach dieser Genveränderung gesucht, ohne fündig zu werden.

Die bei den Melanesiern gefundene Mutation wird wahrscheinlich rezessiv vererbt, erklären die Forscher. Das bedeutet, dass nur die Südseebewohner blond werden, die dieses veränderte Gen sowohl von der Mutter als auch vom Vater geerbt haben. Gibt eines der Elternteile die intakte Genvariante weiter, gleicht sie den Defekt aus - die Kinder werden ganz normal dunkelhaarig.

(doi: 10.1126/science.1217849)
(Science, 04.05.2012 - NPO)