Die Raumfahrtorganisation Esa hat die Envisat-Mission offiziell beendet. Für die Wissenschaft ein schwerer Verlust - ihre Fotos belegten die Eisschmelze an den Polen.
envisat, satellit
© ESA/Handout/dpaEnvisat
Die Mission des größten europäischen Erdbeobachtungssatelliten Envisat ist zu Ende. Das erklärte die Europäische Raumfahrtorganisation Esa. Grund sind die gescheiterten Rettungsversuche.

Nach dem Totalausfall der Kommunikationssysteme vor rund einem Monat scheint der Satellit nur noch Weltraumschrott zu sein. "Ein Team von Ingenieuren hat während des vergangenen Monats versucht, die Kontrolle über Envisat zurückzuerlangen", teilte die Esa mit. Trotz kontinuierlicher Befehle eines weitverzweigten Netzes von Bodenstationen habe es aber keine Reaktion des Satelliten gegeben.

Noch zwei Monate lang werden Experten versuchen, den Kontakt zum Satelliten wiederherzustellen, und dabei weitere mögliche Ausfallszenarien prüfen. Der Abbruch der Mission deutet allerdings darauf hin, dass dem Vorhaben kaum noch Erfolgsaussichten eingeräumt werden.

Ursache des Ausfalls unklar

Bislang ist nicht einmal klar, warum die Kommunikationssysteme versagten. Eines der Szenarien ist nach Esa-Angaben der Ausfall eines Leistungsreglers, durch den die Telemetrie und Fernsteuerung blockiert worden wäre. Als andere Möglichkeit gilt ein Kurzschluss und eine anschließende Panne beim automatischen Einleiten des sogenannten abgesicherten Modus. Dieser soll eigentlich das Überleben des Satelliten sichern.

Der 8,2 Tonnen schwere Envisat war am 1. März 2002 von einer Ariane-5-Rakete auf eine polare Umlaufbahn in 800 Kilometern Höhe gebracht worden. Seitdem umrundete er mehr als 52.000 Mal die Erde. Weil er wichtige Daten zu Klimawandel und Umweltverschmutzung lieferte, wurde er auch als "Öko-Polizist im Weltraum" bezeichnet.

Bitterer Verlust für Wissenschaft

Für Wissenschaft und Forschung ist das Ende von Envisat ein bitterer Verlust - auch wenn er doppelt so lange arbeitete wie beim Bau geplant. Mit seinen zehn Instrumenten, darunter dem Mikrowellenradar Asar, beobachtete der Satellit in den vergangenen zehn Jahren die Landmassen der Erde, die Atmosphäre, die Ozeane und die Polkappen. Nahezu in Echtzeit war es möglich, die Temperatur der Meeresoberfläche, weltweite Feuer-Landkarten sowie Ozon-Vorhersagen im Internet bereitzustellen. Rund 2.500 wissenschaftliche Veröffentlichungen beruhen nach Esa-Angaben auf den von Envisat gesendeten Daten.

Zuletzt zeigten Forscher mit Hilfe von Envisat-Bildern, dass die internationale Schifffahrt insgesamt mehr Luftschadstoffe als der weltweite Flugverkehr produziert. Andere Aufnahmen bewiesen, dass der verheerende Tsunami vor Japans Küste in der Antarktis neue Eisberge entstehen ließ. 2006 belegten Bilder nach Angaben von Esa-Forschern eine "unnormale und dramatische Situation der Eisschmelze" auf der Nordhalbkugel.

Laut Esa wird ein Teil des aktuellen Datenausfalls über Kooperationen mit anderen Raumfahrtorganisationen aufgefangen werden - aber bei Weitem nicht der Gesamte. Dies ist vor allem deswegen bitter, weil der erste europäische Nachfolgesatellit Sentinel-1 frühstens in der zweiten Jahreshälfte 2013 starten wird. Bis zuletzt wurde in Brüssel über die Finanzierung des laufenden Betriebs gestritten.

dpa