Rhein
© User2538 auf de.wikipedia, CC-BY-SA-2.0-DEBlick auf den "Alten Rhein" bei Höchst.
Frankfurt/ Deutschland - Anhand von Fossilienfunden haben Wissenschaftler des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoecology (HEP) an der Universität Tübingen und des Senckenberg Forschungsinstitutes in Frankfurt das Alter des Rheins untersucht und kommen zu dem Schluss, dass der Fluss fünf Millionen Jahre älter ist, als bislang angenommen.

Wie die Forscher um Professor Madelaine Böhme, Leiterin der HEP-Arbeitsgruppe "Terrestrische Paläoklimatologie" aktuell im Fachjournal PLoS ONE berichten, war das Alter des die Schweiz, Österreich, Deutschland und die Niederlande auf rund 1.233 Kilometern durchfließenden Stroms bislang umstritten.

"Bisher ist man davon ausgegangen, dass der Ur-Rhein etwa zehn Millionen Jahre alt ist. (...) Aufgrund unserer Untersuchungen an Fossilien einer Fundstelle nahe Sprendlingen gehen wir nun aber davon aus, dass der Fluss mindestens fünf Millionen Jahre älter ist.“

Tatsächlich gelten die Säugetierfossilien im Raum Sprendlingen und Eppelsheim unter Wirbeltier-Paläontologen seit 200 Jahren als Maßstab für das Neogen und damit für die Zeitspanne vor etwa 23 Millionen bis etwa vor 2,5 Millionen Jahren.

Dennoch war die zeitliche Einordnung der dort zu findenden Dinotheriensande - die neben den namensgebenden Zähnen und Knochen des Rüsseltiers Dinotherium zahlreiche andere Fossilien enthalten - war schon häufig Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion.

"Wir haben deshalb eine neue Probe mit über 300 Säugetierfossilien, Blättern und versteinerten Hölzern untersucht. Dabei haben wir Zähne und Knochen verschiedener Hirscharten gefunden, die in Zentraleuropa allesamt zu Beginn des mittleren Miozän - also der Zeit zwischen 14 und 16 Millionen Jahre vor heute - lebten", erläutert Böhme. "Die Ergebnisse aus den Untersuchungen von fossilen Pflanzenresten, die unter- und oberhalb der säugetierführenden Fundschichten gefunden wurden, bekräftigen unsere Schlussfolgerungen."

Die neuen Erkenntnisse der Forscher haben unmittelbare Folgen für das Verständnis der Entwicklung des Mainzer Beckens und des Oberrheingrabens in der Erdgeschichte. Da die Funde aus den ältesten bekannten Ablagerungen des Rheins stammen, muss dieser ebenfalls mindestens fünf Millionen Jahre älter sein.

Da die Fundstellen rund um Sprendlingen bisher als zeitlicher Fixpunkt für Paläontologen galt, wirken sich die Schlussfolgerungen der Senckenberger Wissenschaftler auf die gesamte chronologische Einordnung der Tier- und Pflanzenumwelt des mittleren bis späteren Miozäns aus.

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Quelle: senckenberg.de