Ein Erdbeben der Stärke 5,9 hat die Region um Bologna heimgesucht. Mindestens sechs Personen sind ums Leben gekommen. Rund 100 Nachbeben folgten - eines davon besonders heftig.
Beben Italien
© Google EarthDas Epizentrum lag 35 Kilometer nord-nordwestlich von Bologna in San Felice sul Panarao.
«So etwas habe ich in 90 Jahren noch nicht erlebt», sagt eine ältere Anwohnerin der TV-Station Sky. «Es ist wirklich unglaublich», beschreibt ein weiterer befragter Passant seine Erlebnisse. Viele Menschen wurden in den frühen Morgenstunden von der bebenden Erde aus dem Schlaf geholt worden. In der Region Emilia-Romagna sind die Menschen geschockt.

Was war passiert? Ein heftiges Erdbeben hat sechs Menschen in Italien in den Tod gerissen. Mindestens 50 Personen wurden bei dem Beben in der norditalienischen Region Emilia Romagna am Sonntagmorgen verletzt, wie die Rettungsmannschaften mitteilten.

Das Beben der Stärke 5,9 erschütterte am Sonntagmorgen um 4.04 Uhr während rund 20 Sekunden weite Teile Norditaliens. Mindestens drei Arbeiter kamen in den Trümmern ihrer Fabriken ums Leben, wie Medien wenige Stunden nach dem Beben berichteten.

Verletzter Feuerwehrmann

Das Epizentrum lag rund 36 Kilometer nördlich von Bologna in der Provinz Modena. Das Beben ereignete sich in einer vergleichbar geringen Tiefe von zehn Kilometern. Es wurden über 100 Nachbeben gemeldet.

Eines davon war am Sonntagnachmittag besonders heftig. Ein Teil des Rathauses von Sant'Agostino di Ferrara, das schon bei dem vorangegangenen Beben am frühen Morgen beschädigt worden war, wurde zerstört. In der Stadt Finale Emilia stürzte ein Kirchturm ein. Ein Feuerwehrmann wurde dabei verletzt. Das Nationale Institut für Geophysik gab die Stärke des Nachbebens mit 5.1 an.

Viele Verletzte

Die Trümmer einer Keramikfabrik erschlugen den Berichten zufolge zwei Beschäftigte der Nachtschicht in Sant'Agostino bei Ferrara. Ein anderer Arbeiter wurde laut Fernsehsender Rai dort unter dem eingestürzten Dach einer Giesserei tot gefunden.

Ein weiteres Todesopfer entdeckte man in einer eingestürzten Fabrikhalle in Bondeno, etwa 15 Kilometer nördlich von Sant'Agostino. Mehrere Dutzend Menschen wurden nach ersten Angaben verletzt.

Anderthalb Stunden nach dem Beben wackelte die Erde erneut: Um 5.35 Uhr habe es ein Nachbeben der Stärke 3,3 geben, um 5.44 Uhr folgten laut Nachrichtenagentur Ansa Stösse der Stärke 2,9. Am schlimmsten betroffen seien die Provinzen von Modena und Ferrara. Betroffen waren aber auch Bologna, Mantova und Rovigo.

Tod wegen Panik

Eine Deutsche starb kurz nach dem Erdbeben. Die 37-Jährige, die sich aus beruflichen Gründen in Sant'Alberto di San Pietro in Casale in der Region von Bologna aufhielt, habe nach den Erdstössen Atemprobleme bekommen und das Bewusstsein verloren, berichtete Ansa.

Gegen 4.40 Uhr habe ein Mann die Rettungskräfte alarmiert. Vermutet wird, dass die Panik den Tod der Frau ausgelöst haben könnte. Die genaue Herkunft der 37-Jährigen wurde nicht bekannt.

In Sant'Agostino kam eine über hundertjährige Frau ums Leben. Laut Ansa könnte auch sie aufgrund des Schrecks gestorben sein. Ein fünfjähriges Mädchen wurde in dem ebenfalls stark betroffenen Ort Finale Emilia aus den Trümmern gerettet.

Das Fernsehen zeigte schwer beschädigte Gebäude, Trümmer lagen vielerorts auf der Strasse. Augenzeugen berichteten, es seien Gebäude, Kirchen und Türme eingestürzt. Manche Menschen seien aus Panik im Schlafanzug auf die Strasse gelaufen.

Auch in Mailand habe Angst geherrscht. Mancherorts wagten sich die Menschen nicht zurück in ihre Häuser. In der Provinz Venetien waren die Stösse ebenfalls zu spüren. In Venedig habe es aber keine Schäden gegeben.

Kirche eingestürzt

Das Epizentrum lag in der Po-Ebene in einer Tiefe von etwa zehn Kilometern, hiess es unter Berufung auf das Nationale Geophysikalische und Vulkanologische Institut. Die schwersten Schäden gab es Ansa zufolge in dem Ort San Felice und in Finale Emilia.

In San Felice stürzte eine Kirche ein, und viele historische Gebäude wurden schwer beschädigt. In Finale Emilia seien schwer kranke Patienten vorsorglich aus dem Spital gebracht worden. Laut «corriere.it» stürzte in dem Ort auch ein Turm ein.

Die Zahl der Verletzten ist unklar. Das Fernsehen Rai berichtete von 50 Verletzten. Laut Ansa gab es in den Regionen Ferrara und Modena mehr als 200 Notrufe im Zusammenhang mit Verletzten oder Menschen mit sonstigen gesundheitlichen Problemen. Im Raum Ferrara seien 28 Menschen ins Spital gebracht worden, in der Region Modena wurden neun Menschen mittelschwer verletzt.

Die Kommunalwahlen, bei denen die Bürger am Sonntag und Montag in insgesamt rund 120 italienischen Städten und Gemeinden in Stichwahlen ihren neuen Bürgermeister bestimmen, könnten auch im Erdbebengebiet wie geplant stattfinden, berichtet die Rai.

In der Schweiz spürbar

Das Beben sei fast so stark gewesen wie das von Aquila, schreibt die Ansa. Am 6. April 2009 hatte ein Beben der Stärke 6,2 die Stadt in den Abruzzen erschüttert und schwere Schäden angerichtet.

Offenbar war das Beben auch im Süden der Schweiz spürbar. Zahlreiche Leser-Reporter berichten von Erdstössen aus dem Engadin und dem Wallis. Allerdings ist von Schäden hierzulande nichts bekannt.