Therapie gegen Spinnenphobie programmiert das Angstzentrum im Gehirn um

Spinne
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Ein Bild, ein Gedanke an das Tier oder nur das Wort „Spinne“ allein reichen schon aus, um manche Menschen in Panik zu versetzen - sie leiden unter Arachnophobie. Doch gegen diese Angststörung gibt es offenbar effektive Hilfe: US-Forscher berichten von einer zweistündigen Konfrontations-Therapie, nach der die Teilnehmer Spinnen anfassen oder sogar auf die Hand nehmen konnten. Das „Verlernen der Angst“ hatte das Angstzentrum im Gehirn umprogrammiert, zeigten anschließende Hirnscans.

Spinnenangst kann eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten: Manche Betroffene wagen es nicht, sich in eine Wiese zu setzten oder einen Keller zu betreten, aus Furcht vor den eigentlich harmlosen Krabbeltieren. So erging es auch den 12 Probanden der Studie, berichtet Teamleiterin Katherina Hauner von der Northwestern University in Chicago. Wie sich diese Angst in der Gehirnaktivität widerspiegelt, untersuchten die Forscher vor Beginn der Therapie mittels der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). Sie erfassten die typischen Nervenreize, wenn die Spinnenphobiker beispielsweise Bilder ihrer „Lieblingstiere“ betrachteten oder sich einem Terrarium mit Taranteln nähern sollten. Dabei zeigte ihr Gehirn starke Aktivität in Regionen, von denen man bereits weiß, dass ihnen eine Funktion im Rahmen von Angstreaktionen spielen, berichten Katherina Hauner und ihre Kollegen.

Angst kann auf Dauer „verlernt“ werden

Die anschließende zwei- bis dreistündige Therapie-Sitzung umfasste zwei Hauptteile: Aufklärung und Konfrontation. Viele Menschen mit Spinnenangst haben unrealistische Vorstellungen über das Verhalten der Tiere, betonen die Forscher. "Manche dachten, die Taranteln seien in der Lage, sie blitzschnell anzuspringen, oder gezielt Böses zu planen", so Hauner. Die Forscher erklärten den Probenden nun, dass Spinnen in Wirklichkeit meist scheu und harmlos sind. "Die meisten großen Spinnen sind nicht aggressiv, sie haben nur einen schlechten Ruf", sagt Hauner.

Nach und nach lernten die Probanden dann, sich den Tieren zu nähern, bis sie in der Lage waren, das Glas des Terrariums zu berühren. Später konnten sie die Taranteln dann mit einem Pinsel streicheln und sie am Ende sogar anfassen oder auf die Hand nehmen. "Die Probanden erlebten dabei am eigenen Körper, dass die Bewegungen der Tiere vorhersehbar waren", sagt Hauner. Die Therapie war bei allen 12 Teilnehmern erfolgreich: Sie erfüllten anschließend nicht mehr die Kriterien für die Diagnose „Arachnophobie“ und das mit nachhaltiger Wirkung. Sechs Monate nach der Therapie dokumentierte eine erneute Konfrontation mit Spinnen den bleibenden Erfolg.

Diese Heilung spiegelte sich auch im Gehirn der Teilnehmer wider, berichten die Wissenschaftler. Der Vergleich der Hirnscans vor der Therapie und danach dokumentierte den Rückgang der Aktivität in den Angstzentren des Gehirns. Obwohl alle Teilnehmer nach der Sitzung ihre panische Angst vor Spinnen nachhaltig verloren hatten, gab es jedoch Unterschiede im Ausmaß des Langzeiterfolgs: Einige äußerten nach sechs Monaten immer noch Unbehagen im Umgang mit Spinnen, andere hatten sich dagegen mit den Achtbeinern angefreundet. Dieser Unterschied hatte sich den Forschern zufolge bereits im Muster der Hirnaktivität direkt nach der Therapie sgezeigt. Hirnscans mittels fMRT sind somit ein geeignetes Werkzeug, um den langfristigen Erfolg einer Angst-Therapie vorauszusagen, sind Hauner und ihre Kollegen überzeugt.

Katherina Hauner (Northwestern University, Chicago) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1205242109

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