In Tibet haben sich zum ersten Mal zwei Menschen in der Hauptstadt Lhasa selbst verbrannt. Zwei Tibeter hatten sich vor dem Jokhang-Tempel selbst in Brand gesetzt.


Peking. Erstmals haben sich in Lhasa zwei Tibeter aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über das tibetische Volk selbst verbrannt. Auf dem Barkor genannten Pilgerweg um den berühmten Jokhang Tempel im Herzen der tibetischen Hauptstadt übergossen sich die beiden Tibeter am Sonntag mit Benzin und zündeten sich an. Einer der beiden sei ums Leben gekommen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Der andere habe verletzt überlebt und liege in stabilem Zustand im Krankenhaus.

Als Reaktion wurden die Sicherheitsmaßnahmen in Lhasa verschärft. Wegen eines wichtigen buddhistischen Festes ist Tibets Hauptstadt voller Pilger. Exiltibeter sehen in den Selbstverbrennungen einen Akt der Verzweiflung über die besonders seit den Unruhen 2008 verschärfte Unterdrückung der Tibeter. Chinas Regierung weist die Vorwürfe zurück und kritisiert vielmehr eine separatistische Verschwörung dahinter.

In der seit 2009 andauernden Serie von Selbstverbrennungen war es das erste Mal, dass sich Tibeter direkt in der tibetischen Hauptstadt mit Benzin übergossen und angezündet haben. Seit 2009 sind 35 Fälle in China bekannt geworden, in denen Tibeter sich selbst angezündet haben. Mehr als 20 sind dabei ums Leben gekommen.

„Es ist eine Fortsetzung der Selbstverbrennungen in anderen tibetischen Gebieten, und all diese Taten zielen darauf ab, Tibet von China abzutrennen“, sagte der hohe chinesische Funktionär Hao Peng vom Rechtskomitee der Partei in Tibet laut Xinhua. Die Staatsagentur schrieb, in vielen Fällen seien vorher Fotos der Akteure an „separatistische Kräfte im Ausland“ geschickt worden, was darauf hindeute, dass die Protestaktionen „sorgfältig geplant sind“.

Nach den Selbstverbrennungen waren die Straßen laut Augenzeugen voll mit Polizei und paramilitärischen Kräften. Ein Mitarbeiter eines Hotels berichtete der Nachrichtenagentur dpa telefonisch von starker Präsenz der Sicherheitskräfte und Personenkontrollen. Besonders um den Jokhang Tempel und den Potala Palast, der früheren Residenz des im Exil lebenden Dalai Lamas, gab es scharfe Sicherheitsvorkehrungen, wie der US-Sender Radio Free Asia (RFA) berichtete.

Die in London ansässige Organisation Free Tibet äußerte ihre Sorge, dass es in Lhasa wahllose Festnahmen geben könnte. Es gebe bereits erste Berichte von Bewohnern der tibetischen Hauptstadt.