Die Szenen gleichen einem Inferno. Ein Flugzeug stürzt in Nigeria in ein Wohnviertel. Das Unglück wirft erneut Fragen nach der Flugsicherheit in Afrika auf. Über 120 Airlines des Kontinents dürfen nicht in der EU landen.
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Addis Abeba/Abuja. Die Augenzeugenberichte aus Lagos klingen wie im Alptraum. „Wir hörten Hilferufe, aber niemand konnte etwas für die Leute tun“, sagte ein Nigerianer, der nach dem Absturz des Fluges 0992 der Dana-Airline zum Unglücksort geeilt war. „Wir wussten nicht, wie wir helfen sollten, der aufsteigende Qualm war einfach zu viel für uns.“ Die meisten der 153 Menschen an Bord verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Überlebt hat vermutlich niemand. Und wieviele Opfer unter den Trümmern der Häuser liegen, auf die das Flugzeug gestürzt war, war auch am Tag nach dem Crash noch nicht abzusehen.

Tragisch waren auch die Szenen, die sich am Flughafen von Lagos abspielten. Dort warteten Angehörige und Freunde, um die Passagiere abzuholen. Aber die McDonnell Douglas MD-83 kam nie an. Als die Namen auf der Passagierliste vorgelesen wurden und letzte Hoffnungsschimmer sich in fürchterliche Gewissheit verwandelten, sollen mehrere Menschen weinend zusammengebrochen sein. Andere eilten in die umliegenden Krankenhäuser, und warteten dort verzweifelt auf Informationen über das Schicksal von Familienmitgliedern.

Es ist ein kurzer Flug von der Hauptstadt Abuja nach Lagos, nur 50 Minuten dauert der Trip. Viele Nigerianer, die in der Wirtschaftsmetropole Lagos arbeiten, verbringen das Wochenende in Abuja. Aber der Luftverkehr im bevölkerungsreichsten Land Afrikas ist alles andere als sicher.

Dieser jüngste Unfall in Nigeria war bereits der vierte in den vergangenen zehn Jahren, bei dem mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen sind. Erst am Samstag war eine Frachtmaschine der nigerianischen Allied Air in Ghanas Hauptstadt Accra über die Landebahn hinausgeschossen und in einen Minibus gekracht. Mindestens zehn Menschen wurden in den Tod gerissen.

Die nigerianische Zeitung The Punch sprach am Montag von einem „schwarzen Sonntag“. Experten zufolge hatte die 20 Jahre alte Unglücksmaschine bereits in der vergangenen Woche Probleme und hätte vermutlich nicht starten dürfen. Staatschef Goodluck Jonathan versprach seinen Landsleuten, die Unglücksursache umfassend aufklären und die Flugsicherheit im Land verbessern zu wollen. „Präsident Jonathan versichert allen Fluggästen im Land, dass alles unternommen wird, um aus diesem tragischen Verlust wertvoller Menschenleben eine Lehre zu ziehen“, hieß es in einer Mitteilung seines Sprechers Reuben Abati.


Immerhin, anders als so viele andere afrikanische Fluglinien war die Dana Air bisher nicht auf der Schwarzen Liste jener Airlines verzeichnet, die in nicht in der Europäischen Union landen dürfen. Insgesamt stehen über 120 Airlines des Kontinents auf dieser Liste, weil sie die strengen Sicherheitsstandards der EU nicht erfüllen. Dazu gehören zahlreiche Gesellschaften unter anderem aus Äquatorialguinea, Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Mosambik und Sudan. Aus Nigeria war bisher keine einzige Airline von dem Verbot betroffen.