Venustransit 2004
© NASAVenustransit 2004
Saarbrücken (Deutschland) - Während der letzte Venustransit erst im Juni 2004 zu beobachten war, wird die nächste sichtbare Passage der Venus zwischen Erde und Sonnenscheibe erst wieder im Jahr 2117 zu sehen sein. Mit Sicherheit ist es also der letzte Venustransit, den wir zu unseren Lebzeiten direkt beobachten können. Weltweit bereiten sich Wissenschaftler, Forscher und astronomische Laien auf das Himmelsschauspiel vor und wollen sogar den Mond als gewaltigen Spiegel zur Beobachtung des Transits nutzen.

Der Grund für die jeweiligen Doppeltransits im Abstand von jeweils acht Jahren mit einem Abstand von dann wieder 105 bzw. 122 Jahren liegt in dem Umstand, dass die Voraussetzung für die Miniatur-Sonnenfinsternis - also die Konstellation von Sonne, Venus und Erde in exakt einer Linie - aufgrund der gegeneinander um 3,4 Grad geneigten Umlaufbahnen von Venus und Erde - nur entsprechend selten gegeben ist. Deshalb verläuft in 98 - 99 von 100 Fällen die Venusbahn ober- oder unterhalb der gemeinsamen Ebene mit Sonne und Erde. Identische Bahnebenen von Erde und Venus vorausgesetzt, wäre der Venusdurchgang alle 1,6 Jahre zu beobachten.

Schon während der Venustransits im 18. Jahrhundert nutzten Wissenschaftler das Ereignis, um mit Hilfe der Trigonometrie von unterschiedlichen orten auf der Erde aus den Abstand zwischen Erde und Sonne zu ermitteln. Dabei erbrachte auch der erstmals beobachtete leichte Halo-Schein um den Planeten den ersten Beweis für eine vorhandene Venus-Atmosphäre (s. Abb. o.). Da auch das Weltraumteleskop Kepler derartige Transits zur Entdeckung und zum Nachweis von fernen Planeten außerhalb des Sonnensystems - sogenannten Exoplaneten - nutzt, erhoffen sich Wissenschaftler aus den vergleichsweise nahen Beobachtungen des bevorstehenden Vorbeizug der Venus vor der Sonnenscheibe Verbesserungen der bisherigen Methoden und Interpretation der Daten ableiten zu können.

Wenn auch nur noch in der Endphase, so wird der Venustransit auch von Deutschland und Mitteleuropa aus zu beobachten sein. Voraussetzung ist neben einem wolkenfreien Himmel und dem Aufstehen bei Sonnenaufgang - gegen 5.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MESZ) - auch ein ausreichender Augenschutz: Da der Bedeckungsgrad der Sonne aufgrund der großen Entfernung der Venus zur Erde nur minimal ausfällt, darf auch ein Venustransit NUR MIT GEEIGNETEN SONNENFILTERN UND SCHUTZBRILLEN, wie sie auch zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen benutzt werden, durchgeführt werden! Entsprechende Filter und Brillen sind bei vielen Optikern, im Astro-Fachhandel und Online erhältlich. Neben dem direkten Beobachten der Venustransits, kann das Himmelsschauspiel aber auch online, etwa auf dem Internetportal der Europäischen Raumfahrtagentur ESA oder auch auf den Seiten der NASA verfolgt werden, die den vollständigen Transit von 4.00 bis 6.52 Uhr MESZ) übertragen werden.

Phase des Venustransits
© Michael Zeiler, eclipse-maps.com / ESADie Phasen des Venustransits am 6. Juni 2012 (Illu.).
Unmittelbar nach Sonnenaufgang über Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Venus ihren Weg über die Sonnenscheibe schon zu rund zwei Dritteln zurückgelegt haben. Die genauen Sonnenaufgangszeiten für zahlreiche Metropolen in D, AU und CH finden Sie HIER).

Nachdem sie unmittelbar vor dem ersten Kontakt mit dem Rand der Sonnenscheibe kurzfristig scheinbar eine Tropfenform annimmt, wird die Venus die Sonne ab 6.35 Uhr wieder verlassen. Zu dieser Zeit wird auch heurig ein leichter Schein um den Planeten dessen Atmosphäre verraten.

An der Erforschung der Venusatmosphäre während des Transits wird sich auch das Weltraumteleskop Hubble auf ganz eigenen Art und Weise beteiligen. Da dessen Sensoren zu lichtempfindlich sind, kann das Himmelsauge nicht direkt auf die Sonne gerichtet werden. Aus diesem Grund wird das Teleskop auf den Mondkrater Tycho gerichtet und dieser als gewaltiger Himmelsspiegel genutzt.
Mondkrater Tycho
© NASA/ESA, spacetelescope.orgDer Mondkrater Tycho.
Da das auf diese Weise reflektierte Sonnenlicht zu etwa einem Hunderttausendstel aus Sonnenlicht besteht, welches zuvor die Atmosphäre der Venus durchdrungen hat, kann Hubble dieses reflektierte Licht und damit die Venusatmosphäre spektrografisch auf ihre Zusammensetzung hin analysieren.

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Quellen: nasa.gov, esa.int