Tiertransport
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Die chinesischsprachige Epoch Times, DaJiYuan, berichtete am 5. Juni 2012, dass es in China Anzeichen einer Brucellose-Epidemie gebe. Ein Mitarbeiter des „Chinese Center for Disease Control and Prevention“ meinte, dass die aktuelle Lage sehr ernst sei.

Die Ministerien für Gesundheitswesen und für Agrarwirtschaft in China kündigten gemeinsam am 11. Mai durch die staatliche Nachrichtagentur Xinhua an, die Erkrankungen von Brucellose zu überwachen. Außerdem sollen Informationen über diese Seuche an Risikogruppen vermittelt werden.

Erste Anzeichen auf eine Epidemie gab es im September 2011. Berichten von magazine.caixin.com zufolge seien 28 Studenten und Lehrer der Northeast Agricultural University an Brucellose erkrankt. Es zeigte sich, dass die Zoonose durch Experimente mit Schafen übertragen wurde. Im Winter 2011 seien ein Schäfer und seine Frau im Landkreis Fengning der Provinz Hebei ebenfalls an Brucellose erkrankt. Der Landkreis Fengning ist auch stark touristisch frequentiert, es werden häufig Produkte aus Lammfleisch und Schafsmilch auch von Touristen konsumiert. Nach Aussagen Zhang Zhihui, einem Mitarbeiter des örtlichen Gesundheitsamtes gab es vor Ort im vergangenen Jahr 77 Einwohner mit festgestellter Brucellose. In 2012 seien es bereits 64 Erkrankungsfälle.

Nach amtlicher Statistik gab es in China im Jahr 2011 etwa 38.000 gemeldete Brucellose-Erkrankungen. Ein erfahrener Arzt sagte gegenüber Caixin.com, dass die Anzahl der tatsächlichen Fälle mit der amtlichen Statistik nicht übereinstimme. Im Jahr 2007 haben die Ministerien für Agrarwirtschaft und für Gesundheitswesen gemeinsam eine Untersuchung in der Provinz Hebei durchgeführt. Sie fanden heraus, dass bis zu 90 Prozent aller Fälle von Brucellose von der Lokalregierung verheimlicht worden seien. Dazu zitiert DaJiYuan das Chinese Journal of Control of Endemic Diseases mit einer Veröffentlichung vom Februar 2011 in der gesagt wurde, dass das Erkrankungsrisiko (kumulative Inzidenz) für Brucellose für etwa 350 Millionen Menschen in China gegeben sei.

Während die Brucellose bisher hauptsächlich im Norden von China mit seinen ausgedehnten Weideflächen verbreitet war, gibt es jetzt Anzeichen, dass sie sich nach Süden ausbreitet. Caixin.com berichtet, dass ein Spezialist der Brucellose-Abteilung des Chinese Center for Disease Control and Prevention am 14. Mai 2012 in dringendem Auftrag in die südchinesische Provinz Hunan geschickt worden sei. Dies sei ein Anzeichen, dass die Brucellose-Gefahr dort auch in bedenklichem Maß zunehme.

Nach Berichten von caixin.com sei Brucellose in den 80er Jahren in China bereits unter Kontrolle gewesen. Mit der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung habe die Zahl der Viehzüchter stark zugenommen. Die Durchführung von Impfungen und Kontrollen sei jedoch nicht den neuen Erfordernissen angepasst worden. Mit zunehmendem Verkauf von Tieren in andere Regionen habe sich die Krankheit verbreitet. (yh)

Was ist Brucellose?

Brucellose ist eine Zoonose, also eine Infektionskrankheit, die sowohl bei Tieren als auch Menschen auftritt und meist von Tieren auf Menschen übertragen wird. In Europa ist sie bekannt als Maltafieber, Morbus Bang, Schweine- und Hunde-Brucellose. Die gram-negativen, aeroben Stäbchenbakterien der Gattung Brucella sind in unpasteurisierter Milch und daraus hergestelltem Käse über mehrere Wochen überlebensfähig, woraus sich der Hauptinfektionsweg ergibt. Für Landwirte und Tierärzte können infizierte Tiere und deren Ausscheidungen Ansteckungsquelle sein. In Deutschland besteht gemäß Infektionsschutzgesetz bei Erkennung einer Infektion umgehend Anzeigepflicht.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet in der Regel nicht statt, kann aber bei stillenden Müttern vorkommen. Bei Menschen und Rindern führt eine Brucellose-Infektion häufig zu einer Totgeburt oder im Mutterleib infizierte Kinder können in den ersten Lebensjahren schwere Schäden erleiden wie Erblindung oder Taubstummheit oder schwere Organschäden mit hoher Letalität. Für Veterinäre gibt es in Deutschland die Impfmöglichkeit mit Lebend-Impfstoff, da aber Deutschland seit vielen Jahren als Brucellose-frei gilt, wird wegen der Nebenwirkungen und der Differential-Diagnostik nicht mehr geimpft.

Eine Brucellose-Erkrankung zeigt sich häufig mit wellenförmigem Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Übelkeit. Schwellungen der Lymphknoten, Leber und/oder Milz, selbst eine Depression kann sich manifestieren. Mit einer Rückfallquote von fünf Prozent und der Bildung einer chronischen Brucellose mit Organmanifestationen in Form von Granulomen in Leber, Milz, Knochenmark, Hirnhaut und Hirngewebe (Meningoenzephalitis ~ 5 Prozent der Fälle), Herz oder Lunge sowie im Hoden muss dann gerechnet werden. Die Leber ist fast immer betroffen.

(sfr)