Die extremen Temperaturen in den arktischen Gewässern lassen den bizarren Grönlandhai wie in Zeitlupe schwimmen. Doch wie kann er dann Robben fangen? Forscher haben eine Vermutung.

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© D.Perrine/WILDLIFE1,2 Kilometern pro Stunde: Der Grönlandhai gilt als der langsamste seiner Art - überleben kann er dennoch
Der Grönlandhai ist in arktischen Gewässern zuhause, die Temperatur beträgt dort nur rund zwei Grad Celsius. Diese Kälte lässt nur langsame Bewegungen seiner Muskeln zu, er schwimmt wie in Zeitlupe.

Wie aber fängt dieser am langsamsten schwimmende Hai wendige und ungleich schnellere Robben? Dass er sie erwischt, hat die Analyse des Mageninhaltes der Fische gezeigt.

Robben werden offensichtlich im Schlaf überrascht

Vermutlich machen die Haie Jagd auf schlafende Exemplare, berichtet ein japanisch-norwegisch-kanadisches Forscherteam im Journal of Experimental Marine Biology and Ecology.

Die Gruppe um Yuuki Watanabe fing mit Langleinen von Bord eines Forschungsschiffes vor der norwegischen Insel Spitzbergen aus mehrere etwa drei Meter lange Grönlandhaie (Somniosus microcephalus).

Sechs der Tiere - sie wogen zwischen 204 und 343 Kilogramm - wurden mit Messgeräten ausgestattet, die Geschwindigkeit und Temperatur aufzeichneten. Nach etwa 24 Stunden sorgte ein Mechanismus dafür, dass die wenige Hundert Gramm schweren Geräte wieder zur Oberfläche stiegen und dank eines Funksignals auf See wieder eingesammelt werden konnten.

Grönlandhaie schaffen nur 1,2 Kilometern pro Stunde

Die Analyse zeigte, dass es sich um die langsamsten bekannten Haie handelt: Sie sind mit etwa 34 Zentimetern je Sekunde unterwegs, rund 1,2 Kilometern pro Stunde. Dies sei auch im Vergleich mit vielen anderen Fischen über einen weiten Größenbereich sehr langsam, berichtet das Team.

Haie sind keine Säugetiere, daher sind sie etwa so warm wie ihre Umgebung (in diesem Experiment typischerweise etwa 2,4 Grad in etwa 170 Meter Tiefe). Dafür kommen sie mit weniger Nahrung aus. Manche Forscher gehen davon aus, dass die Haie Kadaver vom Grund des Meeres fressen.

Watanabe und seine Kollegen spekulieren jetzt aber, dass die Raubfische zumindest vor Spitzbergen schlafende Robben fangen. Diese Tiere können an der Oberfläche oder unter Wasser schlafen - das war bereits vor der Studie bekannt. Anders als bei Walen und so wie beim Menschen ruhen dabei beide Hirnhälften, die Robben sind sehr verletzlich.

Das Team berichtet in diesem Zusammenhang, wie es sich einmal mit dem Boot einer auf dem Wasser schlafenden Robbe näherte. Es sei sogar gelungen, diese zu berühren, bevor sie aufwachte.

dpa/oc