Es ist wieder einmal so weit: Angesichts verheerender Dürren in mehreren Teilen der Welt und Überflutungen in anderen dürften wir in diesem Jahr erneut mit Nahrungsmitteldefiziten zu rechnen haben. Die Preise befinden sich bereits in einem deutlichen Anstieg. So legte der Maispreis im Juni um mehr als 25% zu, Weizen um knapp 15%, Soja um 14% und Zucker um knapp 10%.

Die schlimmste Dürre seit zwei Jahrzehnten in den USA führte dazu, dass die US-Agrarbehörde USDA am Mittwoch ihre Schätzungen für das weltweite Angebot gesenkt hat. Für Mais war dies bereits erwartet worden, doch die Senkung übertraf die Schätzungen: Statt sieben Prozent fiel die Prognose um 12%! Nun sieht es also so aus, als ob die USA trotz der größten Anbaufläche seit 75 Jahren mit 36 Mio. ha weniger ernten werden als bei der letzten Rekordernte 2009. Die Schätzungen liegen aktuell bei 329 Mio. t in den USA bzw. 905 Mio. t weltweit.

Mit 134 Mio. t liegen die aktuellen Lagerbestände nur noch um 5 Mio. t über dem Vorjahr und 10 Mio. t über dem bisherigen Rekordtief im Jahr 2010. Zwar wurde auch die Verbrauchsschätzung auf 900 Mio. t weltweit nach unten korrigiert. Doch damit ist jetzt schon der Überschuss extrem knapp und es könnte zu weiteren Senkungen der Ernteprognose in Südosteuropa kommen, denn auch dort herrscht extreme Dürre. Gestern reagierte der Maispreis mit einer möglichen Topbildung - kein Wunder nach den starken Anstiegen auf ein Mehrjahreshoch. Sollte es das schon gewesen sein?

Maisernte - Grafik
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Der durchschnittliche saisonal Verlauf legt diese Vermutung nahe - aber auch die Profis kennen diesen. Seien Sie also noch vorsichtig mit möglichen Shortpositionen. Denn sollte es noch weitere Prognosesenkungen geben, könnten wir noch einen letzten Preisspike erleben.

Wetterunbilden in Russland belasten die Weizenernte

Auch für die kommende Weizenernte hat die USDA ihre Prognosen gesenkt. Verantwortlich dafür waren jedoch nicht so sehr die USA, sondern vor allem Russland und China. Vor allem in Südrussland hat die Rekordhitze die Ernteerwartungen dezimiert. Ob es weitere Probleme durch die kürzliche Springflut im wichtigen Exportgebiet Krasnodar geben wird, steht aktuell noch nicht fest.

Die weltweite Produktionsmenge an Weizen wurde nun auf 665 Mio. t gesenkt - bei einem erwarteten Verbrauch von immerhin 680 Mio. t ist also ein Defizit von 15 Mio. t zu erwarten. Um dies auszugleichen, wird auf die Lagerbestände zurückgegriffen werden müssen. Diese schrumpfen nach Abzug dieser Menge auf ein Vierjahrestief von 182 Mio. t, doch die wichtige Relation von Bestand zu Verbrauch (Stocks to Use Ratio) befindet sich noch auf einem relativ auskömmlichen Niveau von 27%.
WEizenernte - Grafik
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Auch für Weizen habe ich Ihnen oben den durchschnittlichen saisonalen Verlauf abgebildet. Normalerweise bildet sich hier um die Monatswende Juni zu Juli ein Tief aus, dem eine gehörige Rallye folgt. Angesichts der in diesem Jahr etwas früher eingetretenen Rallye halte ich es allerdings für fraglich, ob es noch viel weiter nach oben gehen wird.

Bei Soja könnte es kritisch werden

Besonders eng könnte es in diesem Jahr jedoch für Soja werden. Nachdem die USDA nur noch 40% der Sojapflanzen mit gut oder sehr gut bewertet (im Vergleich dazu 2011: 66%), erhöhte sie den Anteil der schlecht eingeschätzten Ernte um fünf Prozent auf hohe 27% (2011: 8%). Auch hier wird also mit einem Ernterückgang gerechnet. Besonders wichtig werden für Soja jedoch die weiteren Ernteprognosen aus Südamerika (ernte erst im Winter) eingeschätzt. Sollten auch diese nach unten korrigiert werden müssen, könnte sich die Rallye bei den Preisen für Sojaprodukte noch einige Zeit fortsetzen und damit auch die Viehzüchter hart treffen, die Soja für die Mast benutzen.