Im vergangenen Jahr tobte auf dem Saturn ein gewaltiger Sturm, der sich rund um den ganzen Planeten erstreckte. Bei der Auswertung von Bildern, die die Saturnsonde Cassini von dem Sturmsystem gemacht hat, stießen die Astronomen nun auch auf Blitze auf der Tagseite des Planeten. Solche elektrischen Entladungen hatte man bislang nur auf der Nachtseite von Saturn aufspüren können.
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© NASA/JPL-Caltech/SSI
"Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir Blitze auf der Tagseite von Saturn sehen würden, sondern nur auf seiner Nachtseite", freute sich Ulyana Dyudina, die zum Kamerateam von Cassini gehört und amCalifornia Institute of Technologyin Pasadena arbeitet. "Aus der Tatsache, dass Cassini die Blitzentladungen entdecken konnte, lässt sich schließen, dass sie sehr heftig waren."

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© Carolyn Porco/Ciclops/Nasa/JPL-Caltech/SSIDas Gewitter auf dem Gasplaneten Saturn. Die hellen Wirbel sind der "Kopf" des Gewitters, sein "Schwanz" zieht über den gesamten Planeten.
Cassini hatte im vergangenen Jahr ein Sturmsystem beobachtet, das mehrere Monate lang auf dem Saturn wütete und sich um den gesamten Planeten erstreckte (astronews.com berichtete). Die hellsten Blitze registrierte die Sonde dabei am 6. März 2011. Für ihre Analyse haben die Wissenschaftler den bläulichen Farbton der Entladungen extrem verstärkt, um so die Größe und den genauen Ort der Blitze bestimmen zu können. Es ist ihnen allerdings nicht klar, warum sich die Blitze gerade auf den Aufnahmen finden lassen, die mit einem Blaufilter gemacht wurden. Das Licht der Blitze könnte entweder tatsächlich blau sein oder es könnte etwas mit der kurzen Belichtungszeit der Kamera in diesem Filterbereich zu tun haben, durch die ein so kurzlebiges Phänomen besser zu erkennen ist.

Die Analyse ergab, dass die Intensität des Blitzes etwa mit der der stärksten Blitze auf der Erde vergleichbar gewesen sein dürfte. Seine sichtbare Energie allein schätzen sie auf rund drei Milliarden Watt über eine Dauer von einer Sekunde. Beim Verlassen der oberen Wolkendecke des Planeten hatte der Blitz einen Durchmesser von rund 200 Kilometern. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass die Entladung aus Wolken in tieferen Atmosphärenschichten stammt, wo Wassertropfen gefrieren. Der Blitz dürften somit ganz ähnlich entstanden sein wie Blitze auf der Erde.

Auf zusammengesetzten Bildern, die das gesamte Sturmsystem umfassen, das sich damals um den Planeten gelegt hatte, sind oft gleich mehrere Blitze zu erkennen. Auf einer solchen Aufnahme zählte das Team insgesamt fünf Blitzentladungen.

"Mit Beginn der Hurrikansaison auf der Nordhalbkugel der Erde bietet uns Cassini hier ein gute Möglichkeit, das Wettergeschehen an anderen Orten des Sonnensystems zu verfolgen", so Linda Spilker, Cassini-Projektwissenschaftlerin am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. "Die Atmosphäre des Saturn hat sich im Verlauf der acht Jahre, in der Cassini das System erforscht, ständig verändert. Wir können kaum erwarten, was nun als nächstens passiert."