ecstasy
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Bestimmte Gedächtnisleistungen leiden längerfristig bereits bei geringem Konsum der Modedroge

Köln - Ecstasy schlägt tatsächlich aufs Hirn. Sogar geringere Mengen beeinträchtigen längerfristig bestimmte Gedächtnisleistungen. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Modedroge nur über einen relativ kurzen Zeitraum konsumiert wird, zeigt eine Studie Kölner Mediziner. In einer Reihe neuropsychologischer Tests hatten sie die geistigen Fähigkeiten von mehr als hundert Probanden untersucht - sowohl vor dem Beginn des Drogenkonsums als auch ein Jahr danach. Ihre Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass Ecstasy keineswegs unbedenklich ist, sondern vielmehr schon in kleinen Dosen merklichen Schaden anrichtet, berichten die Forscher im Fachblatt Addiction.

„Diese Studie war so aufgebaut, dass sie die methodischen Einschränkungen bisheriger Studien minimieren sollte, bei denen keine Aussage darüber möglich war, ob die bei Ecstasy-Konsumenten beobachteten kognitiven Beeinträchtigungen bereits vor dem Drogenkonsum vorhanden waren“, erläutert Daniel Wagner von der Uniklinik Köln. Für ihre Studie hatten die Mediziner in umfangreichen Tests die kognitiven Leistungen von insgesamt 149 jungen Erwachsenen untersucht. Die Probanden hatten bis dahin nur erste Erfahrungen mit der Modedroge gemacht, aber es bestand eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass sie in der folgenden Zeit wiederholt Ecstasy konsumieren würden. Außerdem bestimmten die Forscher eine Reihe möglicher Störfaktoren - darunter Alter, allgemeine Intelligenz, Alkohol-, Tabak- oder Cannabis-Konsum, Ernährungs- und Schlafgewohnheiten. Ein Jahr später konnten Wagner und seine Kollegen 109 der Teilnehmer für eine erneute Untersuchung gewinnen.

In diesem Zeitraum hatten 43 Probanden außer Cannabis keine unerlaubten Substanzen zu sich genommen. Dagegen hatten 23 mehr als zehn Ecstasy-Pillen zu sich genommen, im Durchschnitt 33,6 Pillen. Durch einen Vergleich dieser beiden Gruppen ließen sich die präzisen Effekte der Droge auf die geistige Leistungsfähigkeit ausmachen. Es stellte sich heraus: Wer Ecstasy konsumiert hatte, zeigte im Vergleich zu den Fähigkeiten vor einem Jahr merkliche Einschränkungen in bestimmten Gedächtnisleistungen, an denen der Hippocampus maßgeblich beteiligt ist. Diese Hirnregion ist wichtig für Orientierung und Gedächtnis und Schädigungen dieses Areals sind ein frühes Anzeichen der Alzheimer-Erkrankung. Die beobachteten Einschränkungen blieben auch dann stabil, wenn die Forscher den Einfluss einer Vielzahl von Störfaktoren in ihre Analysen einbezogen. Daher gehen die Mediziner davon aus, dass selbst geringe Mengen Ecstasy, über eine relativ kurze Zeit konsumiert, einen negativen Effekt auf das Hirn bewirken.

Quelle: „A prospective study of learning, memory, and executive function in new MDMA users”, Wagner D., et al.; Addiction, doi: 10.1111/j.1360-0443.2012.03977.x