Wo heute Wüstensand weht, floss früher Meerwasser: In der peruanischen Ocucaje-Wüste bergen Forscher Millionen Jahre alte Wal-Skelette. Warum die Konservierung eine Herausforderung ist.
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© afpEines der bisher gefundenen Wal-Skelette in der Wüste Perus.
Es ist ein Kampf gegen die Zeit und die Kräfte der Natur: Im Süden Perus versuchen Wissenschaftler, Millionen Jahre alte Wal-Skelette zu konservieren. Die versteinerten Überreste von etwa 15 Meeressäugern, die vor drei bis 20 Millionen Jahren lebten, wurden in der Ocucaje-Wüste etwa 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Lima entdeckt.

Wie die Wale in die Wüste kamen, kann das Geologische Institut Ingemmet, dessen Forscher den Fundort seit vier Jahren untersuchen, ganz leicht erklären: Vulkanausbrüche hätten in dem einst unter Wasser stehenden Gebiet alles Leben zerstört und es in Ödland verwandelt.

Weitere Fossilien in dem Gebiet?

„Die starken Winde, die hier das ganze Jahr über wehen, sind der schlimmste Feind der Fossilien“, sagt der Geologe César Chacaltana. Über Millionen Jahre seien die Versteinerungen sehr gut erhalten geblieben. „Der geringe Sauerstoffgehalt im Boden hat die Zerstörung der Kadaver durch Bakterien verzögert“, sagt der Wissenschaftler. Er vermutet sogar noch weitere spektakuläre Fossilien im Sand. „Aber um die zu finden und zu bergen, brauchen wir High-Tech-Geräte.“

Sensation - Wale in der Wüste

Auch die bisherigen Grabungen förderten bereits beeindruckende Funde zutage. Im Februar stießen die Geologen auf die Überreste eines Zwergwals, dessen Alter sie auf 3,6 Millionen Jahre schätzten. Ausgerüstet mit Bürsten und Meißeln legten sie bei 40 Grad Hitze den 1,8 Meter breiten Kopf des Tieres frei.

“Diese Art gibt es nur in Peru“, sagt Chacaltana. Vermutlich habe der Wal einmal eine halbe Tonne gewogen und sei etwa sechs Meter lang gewesen. Um das Fundstück vor dem Zerfall zu schützen, wird es in die nahe gelegene Gemeinde Ocucaje gebracht, bevor der Rest des Skeletts freigelegt werden soll.

Nicht der erste große Fund

Der bislang größte Fund auf dem 45 Quadratkilometer großen Gelände liegt vier Jahre zurück. 2008 entdeckten die Forscher die Überreste eines zwölf Millionen Jahre alten Pottwals der ausgestorbenen Art Livyatan melvillei - seine Länge wird auf bis zu 20 Meter geschätzt. „Dieser prähistorische Pottwal ist einer der größten bekannten Meeresräuber und hatte etwa 70 Zähne von 36 Zentimetern Länge“, berichtet Chacaltana. „Er ernährte sich von Zwergwalen, die zur Paarung in die Bucht kamen.“ Schädel, Kiefer und Zähne des Tieres, die zusammen über eine Tonne wiegen, sind im naturhistorischen Museum in Lima ausgestellt.

Um noch verborgene Fossilien nicht zu zerstören, bitten die Geologen die Bewohner der Gegend, das Ausgrabungsgebiet nur mit großer Vorsicht zu betreten. Nach den Plänen des Geologischen Instituts sollen bald aber nicht nur Forscher und Anwohner, sondern auch Touristen die Millionen Jahre alten Funde zu Gesicht bekommen: Institutsleiterin Susana Vilca will dort einmal einen Paläontologischen Park eröffnen. Schon jetzt arbeiten Experten an einem Plan für das Gelände. Damit sollen Besucher den Weg zu den versteinerten Walen finden - ohne die noch nicht freigelegten Exemplare zu zertrampeln.

afp