Prickelndes Geschmackserlebnis, Dickmacher aus Fernost oder gefährliches Modegetränk? Beim Thema Bubble Tea scheiden sich die Geister. Jetzt fordert das Verbraucherministerium Warnhinweise beim Verkauf des Gebräus. Kinder könnten sich an den Perlen verschlucken.
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© APBubble-Tea-Store in New York: Der Trend kommt aus Asien, genauer gesagt aus Taiwan. Inzwischen hat das Getränk mit den quietschbunten Perlen Anhänger rund um die Welt.
Berlin - Bubble Tea, Gabel, Schere, Licht - ist für kleine Kinder nicht! Das Bundesverbraucherministerium fordert Warnhinweise beim Verkauf des Modegetränks. Denn die süßen Kügelchen im Tee können in die Atemwege von Kleinkindern gelangen. Das hat eine Prüfung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ergeben, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte. Verbände und die Lebensmittelüberwachung sollen die Verkäufer von Bubble Tea jetzt auffordern, auf diese Gefahr aufmerksam zu machen - mit möglichst einheitlichen Warnhinweisen.

Ein Ministeriumssprecher erklärte, das Bundesinstitut komme zu dem Ergebnis, dass beim Verkauf von Bubble Tea Hinweise zur Verschluckungsgefahr bei Kindern erforderlich seien. Auch der FDP-Ernährungsexperte Hans-Michael Goldmann verlangt eine klare Kennzeichnung von Bubble Teas. "Ich fordere, eindeutige Warnhinweise", sagte der Vorsitzende des Ernährungsausschusses des Bundestags am Donnerstag in Berlin.

Ähnlich sieht das auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Die Kügelchen hätten eine kaugummiartige Konsistenz und ließen sich nicht zerbeißen, sagte Präsident Wolfram Hartmann. Kleinkinder, die sie über den dicken Strohhalm aufsaugen, könnten sich daher leicht daran verschlucken. Über die Bronchien in die Lunge gelangt, könnten die Kügelchen eine Lungenentzündung auslösen.

Gleichwohl wies das Verbraucherministerium aber ausdrücklich darauf hin, dass bisher keine Komplikationen gemeldet worden seien, die von Bubble Tea verursacht worden seien - weder in Deutschland noch aus dem Ausland.

Eltern sollten aber bei Kindern bis vier Jahren die gleichen Vorsichtsmaßnahmen beachten, die auch für den Verzehr von Erdnüssen oder Gummibärchen gelten. "Wegen der Gefahr des Verschluckens beziehungsweise des Einatmens sollten Eltern von Kleinkindern hier besonders aufmerksam sein", erklärte das Ministerium.

In jedem Fall eine Kalorienbombe

Die Grünen im Bundestag warfen Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) vor, auch beim Bubble Tea werde sie erst wieder auf Druck der Opposition aktiv. Vor kurzem hatte die Partei eine kleine Anfrage im Bundestag zum Thema Bubble Tea eingereicht. Fraktionsvize Bärbel Höhn sagte, die angekündigten Warnhinweise seien das eine. Ihre Partei fordere aber auch leicht zugängliche Informationen über den Kalorien- und Nährstoffgehalt.

"Manche Bubble Teas enthalten doppelt so viel Zucker wie Cola", sagte Höhn und verlangte: "Die Verbraucher müssen erkennen können, um was für eine Kalorienbombe es sich bei dem Getränk handelt." Auch Goldmann verlangte deutlichere Hinweise auf den hohen Zucker- und Koffeingehalt. Ein Becher Bubble Tea enthält einem Schnelltest der Stiftung Warentest zufolge bis zu 30 Stück Würfelzucker.

Einem Hersteller zufolge ist "ein Bubble Tea ein Getränk auf der Basis von gesüßtem grünem oder schwarzem Tee, das mit Milch und Fruchtsirup versetzt und wie ein Milchshake zubereitet wird". Zugesetzt werden Kügelchen aus Tapioka, für die das Stärkemehl der Maniokwurzel mit Ahornsirup vermischt wird. Die Masse wird 30 Minuten gekocht, wird dann schwarz und hat eine "gummiartige Konsistenz". Weiterer Bestandteil können sogenannte Popping Bobas sein: "Dies sind mit Saft in verschiedenen Geschmacksrichtungen gefüllte kleine Kugeln, welche beim Draufbeißen zerplatzen und den enthaltenen Saft freigeben."

Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft GfK wurde allein von Januar bis April dieses Jahres mit Bubble Tea ein Umsatz von 4,4 Millionen Euro erzielt. Ursprünglich stammt das Getränk aus Taiwan. Inzwischen saugen auch in Deutschland vor allem Teenager gerne die schwarzen oder bunten Perlen zusammen mit einem Mixgetränk durch einen extradicken Strohhalm. Laut Stiftung Warentest ist Bubble Tea kein natürliches Teegetränk, sondern "ein künstlicher Softdrink mit synthetischen Farbstoffen und Aromen".

cib/dapd