Die USA erleben die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. Trotzdem geht fast die Hälfte des Maises in die Produktion von Biosprit. Die Uno fordert die amerikanische Regierung jetzt zum Umsteuern auf.
mais, dürre
© 2012 AFP/JUSTIN SULLIVAN
Jetzt hat die Uno Bedenken, dass die Produktion von Ethanol möglicherweise zu einem Engpass in der Nahrungsmittelversorgung führen könnte - es sei denn, man passt sie an die schlechte Ernte an. "Eine schnelle, kurzfristige Aufhebung des Beschlusses zum Ethanol würde dem Markt eine Atempause verschaffen und man könnte mehr Getreide als Nahrung oder Tierfutter nutzen", schreibt José Graziano da Silva, Generaldirektor der Lebensmittel- und Landwirtschafts-Organisation der Uno, in einem Kommentar in der Financial Times am Freitag. Derzeit wandeln die USA 40 Prozent ihres Mais in Biosprit um.

Vor allem die amerikanische Fleisch- und Lebensmittelindustrie hatte vor steigenden Preisen als Folge der Dürre gewarnt. Aber auch international wird der Druck größer: Mehrere Länder, darunter Frankreich, Indien und China, hatten grundsätzliche Bedenken über die US-Ethanol-Politik zum Ausdruck gebracht.

Großer Einfluss der US-Produktion auf globale Märkte

Eine Verringerung der Ethanol-Produktion träfe vor allem Anbaustaaten wie Iowa, denn sie produzieren für die Biospritindustrie und profitieren von höheren Preisen. Gefährlich für Obama: Gerade diese Staaten sind sogenannte "Wechselstaaten", das heißt, sie richten sich bei Wahlen unter Umständen nach den besseren Argumenten des Kandidaten für die eigenen Interessen aus. Andererseits sind da Staaten wie Texas: Sie produzieren vor allem für die Nahrungsmittelindustrie - und profitieren von niedrigen Maispreisen.

Einigen Analysten zufolge könnte eine verringerte Ethanolproduktion weit weniger Einfluss auf die Nahrungsmittelpreise haben als erwartet. Amerikanische Raffineriegesellschaften brauchen mehrere Milliarden Gallonen Ethanol, um die Umweltbestimmungen für ihre Benzinherstellung einzuhalten. Außerdem sei Ethanol eine starke Komponente der globalen Energieversorgung und eine geringere Produktion in den USA könnte die Ölpreise nach oben drücken.