Etwa 100 Jugendliche haben sich im nordfranzösischen Amiens eine Straßenschlacht mit der Polizei geliefert. Die Randalierer brannten Autos nieder und schossen mehrfach auf Polizisten. Die Beamten erwiderten den Angriff mit Tränengas und Gummigeschossen.

Bei den Krawallen in der Nacht zum Dienstag wurden 16 Beamte verletzt, einer von ihnen schwer. Der Bürgermeister bezifferte den Sachschaden auf mindestens eine Million Euro. Nach Angaben der Behörden hatten die Randalierer zunächst Autos und Mülltonnen angezündet. Auch eine Schule sowie ein Freizeitzentrum und eine Turnhalle wurden durch Flammen schwer beschädigt.

Mehrstündige Eskalation

Die Polizei bekam die Lage erst nach mehreren Stunden unter Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen unter Kontrolle. Nach ersten Erkenntnissen beteiligten sich etwa 100 Jugendliche an den Ausschreitungen. Die Randalierer schossen mehrfach mit Feuerwerkskörpern und Schrotmunition auf die Polizei. Festnahmen gab es während der Nacht allerdings nicht.

Auslöser der Krawalle war nach Informationen des Radiosenders „Europe 1“ eine Polizeikontrolle. Die betroffenen Jugendlichen sollen sie als ungerechtfertigt erachtet haben und daraufhin die Ausschreitungen initiiert haben. Bereits Sonntagabend war es in der Stadt zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gekommen.

Staatspräsident François Hollande kündigte an, dass die Regierung den Gewalttaten mit aller Kraft begegnen werde. Frankreichs Innenminister Manuel Valls nannte die Ausschreitungen „inakzeptabel“ und kündigte umgehend einen Besuch in der rund 150 Kilometer nördlich von Paris gelegenen Stadt an.

Hohe Arbeitslosigkeit, Diskriminierung, Entfremdung

In Frankreich sind Jugendkrawalle kein neues Phänomen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen zwischen meist jugendlichen Randalierern und der Polizei, so wie zuletzt vor knapp einer Woche in der südfranzösischen Stadt Toulouse. 2005 hatten sich Vorort-Krawalle zu einem regelrechten Flächenbrand mit mehr als 300 betroffenen Kommunen ausgeweitet. Die Lage in heruntergekommenen französischen Vorstädten ist unter anderem wegen hoher Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und einem Gefühl von Entfremdung von der Gesellschaft gespannt. Die neue französische Regierung will dem anhaltenden Problem mit der Schaffung sogenannter Sicherheitszonen begegnen, in denen die Polizeipräsenz und Präventionsmaßnahmen verstärkt werden sollen. Amiens-Nord, Schauplatz der jüngsten Ausschreitungen, ist eine solche Zone.

sa/dpa/Reuters