Der 140-Zeichen-Dienst Twitter ist eine beliebte, weil offene Alternative zu Plattformen wie Facebook. Das könnte sich jetzt ändern. Das Unternehmen hat angekündigt, den Datenzugriff weiter einzuschränken. Entwickler sind beunruhigt.
twitter
© AFP
Jetzt macht Twitter ernst. Das Unternehmen hat in einem Blogpost angekündigt, die Nutzung seiner Daten durch externe Software künftig strenger reglementieren. Die aktualisierte Version der Entwicklerschnittstelle (genannt: API) ist künftig nicht mehr ohne Weiteres nutzbar, sondern verlangt eine vorherige Registrierung.

Zudem reglementiert das Unternehmen das Volumen der möglichen Datenabrufe. So konnten bislang alle Arten von Twitter-Apps innerhalb einer Stunde maximal 350 Mal auf Twitter-Daten zugreifen. Künftig unterscheidet Twitter bei diesem Limit nach der Art der abgerufenen Daten. Für bestimmte Daten werden nur noch 60 Abrufe pro Stunde zugelassen, für andere wie die Darstellung der Tweets sollen aber bis zu 720 Abrufe möglich sein. Damit werde das System vor Missbrauch geschützt, ohne dass die Nutzung der meisten Anwendungen eingeschränkt werde, erklärte Twitter-Manager Michael Sippey.

Twitter hatte Änderungen bereits vor Wochen angekündigt, aber nicht dargelegt, wie genau diese aussehen könnten. Das Unternehmen hatte damit Spekulationen ausgelöst und eine Debatte im Netz losgetreten, die sich um die Frage drehte, ob Twitter auch in Zukunft noch eine offene Alternative zu geschlossenen Plattformen wie etwa Facebook sein würde. Ein Entwickler startete daraufhin die kostenpflichtige Twitter-Alternative App.net.

Auch die jetzige Konkretisierung stößt bei Software-Entwicklern auf Kritik. "Twitter, welche Art von Vogel wirst Du sein", fragte der Chef des Dienstes bottlenose.com, Nova Spivac, in einer Online-Petition, die Twitter dazu aufruft, weiter eine offene Plattform zu bleiben. "Bist du immer noch dieser aufgeweckte kleine Vogel, den alle lieben, oder wirst Du ein ängstlicher Raubvogel?"

Geschäftsmodell auf Werbung ausgerichtet

Der Gründer der Software-Firma SocialEngine, Alex Benzer, sagte dem Fachdienst ReadWriteWeb, die neue API sei deutlich restriktiver als bisher. "Das signalisiert einen Wandel in der Richtung des Unternehmens. Es ist das allgemeine Gefühl, dass gewünscht ist, dass die Leute Twitter nutzen und keine Apps, die auf Twitter aufbauen."

Das 2006 gegründete Unternehmen hat in mehreren Finanzierungsrunden mehrere hundert Millionen Dollar an Kapital erhalten, sein langfristiges Geschäftsmodell aber lange Zeit offen gelassen. Jetzt setzt Twitter verstärkt auf Werbung. So werden etwa bestimmte Tweets gegen Bezahlung besonders prominent platziert. Als Software-Schnittstelle für andere Anwendungen ist die API von herausragender Bedeutung.

Süddeutsche.de/dpa/pauk