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© ReutersJapanische Aktivisten am Sonntagmorgen auf der Insel Uotsuri, die zu den umstrittenen Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer gehört
Der Streit um die Inselgruppe im Ostchinesischen Meer belastet die chinesisch-japanische Beziehung. Aktivisten versuchen mit wütenden Protesten, eine Lösung zu erzwingen.

Tausende Menschen sind in China gegen die Landung japanischer Aktivisten auf einer umkämpften Inselgruppe im Ostchinesischen Meer auf die Straße gegangen. In Peking, Shanghai, Chengdu, Qingdao, Guangzhou und weiteren Städten gab es Proteste wegen der unbewohnten Inselgruppe, die in Japan Senkaku und in China Diaoyu heißt.

In der südchinesischen Stadt Shenzhen protestierten etwa tausend Menschen gegen Japan. Sie schwenkten chinesische Fahnen, stürzten einen Polizeiwagen eines japanischen Herstellers um und beschädigten ein japanisches Restaurant, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete.

Am Samstagabend waren trotz eines offiziellen Verbots etwa 150 nationalistische Aktivisten und Abgeordnete mit 20 Booten von der südjapanischen Insel Ishigaki aus aufgebrochen. Ihr Ziel war es, den territorialen Anspruch Japans auf die Inselgruppe zu bekräftigen. Nachdem die Schiffe im Morgengrauen die Hauptinsel Uotsurijima erreicht hatten, schwamm etwa ein Dutzend Aktivisten der Gruppe Gambare Nippon, deutsch "Vorwärts, Japan!", an Land. Andere Berichte sprechen von etwa 20 japanischen Aktivisten sowie Dutzende Anhänger und Politiker, die an einer der Inseln an Land gingen.

Japanische Küstenwache beobachtete die Aktion

Auf der Insel hissten die Aktivisten die japanische Flagge. Weil sie nicht zum höchsten Punkt der Insel gelangen konnten, stellten sie die Fahne an einem Berghang und am Ufer auf. Der Stadtverordnete Eiji Kosaka aus Tokio bezeichnete die Reise als "großen Erfolg". Die Inseln seien "eindeutig japanisches Territorium", es gebe dort noch typisch japanische Häuser. Die japanische Küstenwache beobachtete die Flottille, schritt aber nicht ein.

China hatte Japan zuvor aufgefordert, "umgehend auf jede Aktion zu verzichten, welche die territoriale Integrität Chinas untergräbt". Nach der Inselbegehung forderte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking Japan auf, "diese Angelegenheit vernünftig anzugehen und eine ernsthafte Beschädigung der chinesisch-japanischen Beziehungen zu vermeiden". Es sei auch Beschwerde bei Japans Botschafter eingelegt worden. Xinhua sprach von einer Provokation seitens Japan.

Große Fischbestände, Öl- und Gasvorkommen

Beide Länder sowie Taiwan erheben Anspruch auf die Senkaku-Inseln. Tokio beruft sich auf das Jahr 1885, in dem Japan die Kontrolle der Inseln übernahm. Peking hält dagegen, die Diaoyu-Inseln hätten bereits während der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) zu China gehört und seien auf Landkarten und in einem Buch verzeichnet gewesen.

Der Streit um die Inseln war eskaliert, als am Mittwoch 14 chinesische Aktivisten auf den Inseln landeten, um Chinas Anspruch auf die Gruppe Nachdruck zu verleihen und gegen die Reise der japanischen Abgeordneten zu protestieren. Für ihre Aktion wählten die Chinesen den Jahrestag der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Die japanische Küstenwache nahm die Gruppe fest, am Freitag wurden sie des Landes verwiesen.

Die Inselgruppe ist nicht nur von strategisch wichtiger Bedeutung. Die See ist fischreich und auf dem Meeresboden werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet. Während vier der fünf Senkaku-Inseln in Privatbesitz sind, gehört die fünfte der Hauptstadt Tokio. Tokios Gouverneur Shintaro Ishihara hatte im April den Kauf weiterer Inseln angekündigt. Japans Botschafter in Peking, Uichiro Niwa, warnte, dies könne den Konflikt weiter verschärfen.

ZEIT ONLINE, AFP, dpa