Bei Ausschreitungen am Rande eines kurdischen Kulturfestivals in Mannheim sind 80 Polizisten verletzt worden. Ein Sprecher sagte, die Einsatzkräfte hätten vor der Gewalt kapitulieren müssen, als die zumeist jungen Kurden Steine und Flaschen warfen.

Zu den Ausschreitungen kam es am Rande des kurdischen Kulturfestivals auf dem Maimarktgelände in Mannheim, das am Samstag zum 20. Mal stattfand. Laut Polizei kamen etwa 40.000 Menschen aus ganz Europa zu dem Festival. Etwa 2500 von diesen seien gewalttätig oder gewaltbereit gewesen.

Fahne löste Krawall aus

Die vom Veranstalter beauftragte Sicherheitsfirma alarmierte die Polizei, als ein 14-jähriger Kurden mit einer verbotenen Fahne auf das Gelände wollte. Schon bei der Ankunft der Beamten kam es zu Rangeleien. Als weitere Polizisten zur Unterstützung gerufen worden seien, bewarfen Umstehende die Beamten aus der Menge heraus mit Gegenständen. Die gewalttätigen Kurden seien von vielen tausend weiteren Veranstaltungsbesuchern lautstark unterstützt worden.

Man habe keine Chance gehabt, die Situation zu beruhigen, sagte der Polizeisprecher: "Ich bin jetzt über 30 Jahren bei der Polizei, aber so einen explosionsartigen Ausbruch an Gewalt von so vielen Menschen aus grundlosen Erwägungen heraus habe ich wirklich noch nie erlebt." Etwa 500 Personen hätten sich massiv an den Ausschreitungen beteiligt. Inzwischen gibt es erste Hinweise auf eine Gruppe von Gewalttätern, die offenbar nach Frankreich führen, berichtet Holger Neumann im Deutschlandfunk.

Ein Großteil der verletzten Polizisten wurde durch Wurfgeschosse wie Ziegelsteine oder Flaschen getroffen, wie die Polizei mitteilte. Auch Feuerwerkskörper wurden gezündet. Ein schwer verletzte Polizist habe wahrscheinlich einen Rippenbruch erlitten, obwohl er eine Schutzweste getragen habe. 13 Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden demoliert. Die Beamten setzten Pfefferspray ein. Es gab 31 Festnahmen. Neben Fahnen und T-Shirts mit Symbolen verbotener Organisationen wurden auch vier Messer und ein Schlagring sichergestellt.

Straftaten im Vorfeld

Ob es im Nachhinein noch zu weiteren Festnahmen kommen werde, sei offen. Es seien zwar Videoaufnahmen der Angriffe gemacht worden. Weil die Festivalbesucher aber aus ganz Europa angereist seien, sei die Identifizierung schwierig. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilte die Ausschreitungen. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, dass künftig solche Veranstaltungen nicht mehr stattfinden dürfen.

Bereits am Freitag hatte die Polizei nach eigenen Angaben einen mehrtägigen Jugendmarsch von Straßburg Richtung Mannheim beenden müssen. Während des Zuges sei es immer wieder zu Straftaten wie Körperverletzungen und Beleidigungen gekommen. Am Mittwoch waren bei einer Auseinandersetzung zwischen Kurden und Türken am Rande der Strecke nahe Bruchsal sieben Menschen verletzt worden, darunter fünf Polizisten.