Wie in kaum einem anderen Land, so boomt seit Jahren der Exorzismus gerade in Polen. Innerhalb von 15 Jahren stieg die Anzahl der praktizierenden Exorzisten von zuvor lediglich vier auf heute 120. Den Höhepunkt des andauernden Interesses am "Hinausbeschwören" von Teufeln und Dämonen markiert nun die Veröffentlichung einer Monatszeitschrift zum Thema. Diese sieht sich selbst als "modernes Werkzeug für die Evangelisierung und Verteidigung gegen die aggressive Förderung der Magie, Okkultismus und Esoterik".
Exorzismus, Zeitschrift
© miesiecznikegzorcysta.plDas Titelbild der ersten Ausgabe der Exorzismus-Monatszeitschrift "Miesiecznik Egzorcysta".
Warschau (Polen). Wie Pater Aleksander Posacki, selbst Philosophie- und Theologieprofessor, führender Dämonologe Polens, Exorzismus-Experte und Mitglied der Internationalen Vereinigung der Exorzisten am Montag bei der Vorstellung des Magazins mit dem Titel "Miesiecznik Egzorcysta" (Der monatliche Exorzist) erklärte, sei Polen mit seinen derzeit 120 Exorzisten neben Italien das einzige Land mit einer namhaften Anzahl von Exorzisten, berichtete die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).

Während der sogenannte Große Exorzismus nur von einem eigens hierzu bevollmächtigten Priester im Auftrag eines Bischofs ausgeführt werden darf und das Beten um die Befreiung der Betroffenen von den Mächten des Bösen durch die Macht Jesu Christi beinhaltet, findet der "Kleine Exorzismus" bereits mit der Taufe durch die Entsagung Satans und der Bitte um den Schutz des Täuflings durch die katholische Kirche und die christliche Dreifaltigkeit statt. Eine überarbeitete Neufassung des "De exorcismis et supplicationibus quibusdam" als Teil des "Rituale Romanum" unter dem damaligen Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1999 sieht zudem die Unterstützung durch Fachleute aus Medizin und Psychiatrie vor. Nach dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) dient der Große Exorzismus dazu, "Dämonen auszutreiben oder vom Einfluss von Dämonen zu befreien, und zwar kraft der geistigen Autorität, die Jesus seiner Kirche anvertraut hat."

Bei dem nun veröffentlichten Magazin, das in einer Auflage von 15.000 Exemplaren erscheint, handelt es sich laut seinen Herausgebern um das weltweit erste monatlich erscheinende Magazin, das sich ausschließlich mit der Teufelsaustreibung beschäftigt.

Interessanterweise sieht Posacki den Grund für den Anstieg von Fällen dämonischer Besessenheit und der damit einhergehenden Nachfrage nach der kirchlichen Dienstleistung der besonderen Art gerade mit der Umwandlung des einstigen atheistisch-kommunistischen Polens in die freie Marktwirtschaft. Demnach biete gerade der Systemwandel hin zum Kapitalismus sehr viel mehr Möglichkeiten, mit dem Okkulten Geschäfte zu machen", so der Exorzist.

Zugleich bestätigte Posacki erneut Klischeevorstellungen wie sie etwa in Kinofilmen vom großen Exorzismus gezeichnet werden. Entsprechende Besessenheit gehe tatsächlich mit Schreien, Wut, Rage, Beleidigungen und Drohungen einher. Fälle von Levitation der Besessenen seien zwar selten, kämen aber vor. Er selbst habe derartiges schon mit eigenen Augen gesehen.

Die erste Ausgabe von "Miesiecznik Egzorcysta" beschäftigt sich mit gottloser Musik, den Gefahren der Diskussion mit Dämonen und einer Prophezeiung aus dem Ecuador des 16. Jahrhunderts sowie mit Briefen von Toten und Engelsbegegnungen.