Republikaner-Kandidat verunglimpft Obama-Wähler - und steht zu seinen Worten


Am späten Montagabend räumte Mitt Romney ein, sich "nicht elegant" ausgedrückt zu haben, als er in einer Rede vor reichen Spendern die Hälfte der Amerikaner zu parasitären Verlierern herabwürdigte. Er habe "aus dem Stegreif" auf eine Frage geantwortet, erklärte der republikanische Präsidentschaftskandidat in einer improvisierten Pressekonferenz. Für eine Korrektur seiner Bemerkungen über Obama-Wähler, "die vom Staat leben und die sich nicht um ihr eigenes Leben kümmern", gar für eine Entschuldigung sieht Romney keinen Anlass. "Natürlich will ich allen Amerikanern helfen, alle haben eine leuchtende Zukunft in Wohlstand."

Ein insgeheim am 17. Mai 2012 aufgezeichnetes Video mit herablassenden Bemerkungen des Herausforderers Barack Obamas hatte am Montagabend die US-Medien elektrisiert. "Da sind 47 Prozent, die für ihn sind", sagt Mitt Romney in dem Film, "die keine Einkommensteuer zahlen, vom Staat abhängig sind, die sich für Opfer halten, die glauben, dass die Regierung die Pflicht hat, für sie zu sorgen. Mein Job ist es, mich nicht um solche Leute zu kümmern. Ich werde sie nie überzeugen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Ich muss die fünf bis zehn Prozent in der Mitte überzeugen."

In spontanen Reaktionen hatten sich TV-Kommentatoren ungläubig gezeigt, wie grobschlächtig Romney spreche und wie er auf 47 Prozent kommen und sie pauschal zu verantwortungslosen Parasiten erklären könne, die sich auf Kosten der Allgemeinheit "ihre Krankenkasse, ihre Wohnungen, ihr Essen", so Romney, erschleichen. Das Video wurde am 17. Mai bei einem 50.000-pro-Kopf-Spendendinner in Boca Raton (Florida) in der Villa des Investmentbankers Mark Leder aufgezeichnet und von dem linksliberalen Online-Magazin "Mother Jones" exklusiv veröffentlicht. Nach Angaben des Reporters David Corn zeigt es dreieinhalb Minuten Auszüge aus einer rund einstündigen Rede Romneys, der auch Fragen aus dem Publikum zuließ. So war auch die Bemerkung über die "47 Prozent" eine Antwort auf eine Frage aus den Reihen der Spender.

Laut Corn hat sich Mark Leder, ein loyaler Unterstützer Romneys, mit besonders aufwendigen, rauschenden Partys einen Namen gemacht. Die rund 30 hochmögenden Gäste Leders lachten herzlich über allerlei Scherze des gutgelaunten Kandidaten. So auch, als Romney daran erinnerte, dass sein Vater, Automobilmanager und später Gouverneur von Michigan, in Mexiko (wohin die Mormonenfamilie geflüchtet war) geboren wurde: "Wenn er mexikanische Eltern gehabt hätte, wäre es für mich heute leichter, dieses Rennen zu gewinnen."

Mitt Romneys Team veröffentlichte ein Statement, das mit keinem Wort den Inhalt und die Authentizität des Videos bestritt: "Mitt Romney will allen Amerikanern helfen, die in der Obama-Wirtschaft zu kämpfen haben", heißt es in der Erklärung. "Wie der Gouverneur klargestellt hat, sorgt er sich um die wachsende Zahl der Menschen, die abhängig von der Regierung sind, einschließlich der Rekordzahl von Bürgern, die Essensmarken beziehen, fast jedes sechsten Amerikaners in Armut, und der 23 Millionen Amerikaner, die kämpfen müssen, um Arbeit zu finden."

Das sah das Wahlkampfteam Barack Obamas, wo man die Selbstdemontage Romneys mit Genugtuung verfolgte, noch in der Nacht anders: "Es ist schwer, als Präsident aller Amerikaner zu dienen, wenn man herablassend die halbe Nation abschreibt," sagte Jim Messina, der Wahlkampfleiter.