Bild
© DPAEinsatz in Straßburg: Am Samstag erschoss die Polizei einen Terroristen, sodass keine Fragen gestellt werden können und nahm weitere Verdächtige fest.
Der bei dem landesweiten Einsatz von der französischen Polizei erschossene Mann hatte Mitte September Granaten auf einen jüdischen Markt gefeuert. Der Angriff führte zu der Razzia.

In Frankreich ist bei einem Großeinsatz der Polizei gegen Islamisten der wegen eines Anschlags auf einen jüdischen Markt gesuchte Verdächtige getötet worden. Der 33-jährige Franzose wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Samstag bei einer Razzia in seiner Wohnung in Straßburg erschossen. Die DNA des Mannes sei auf der Tatwaffe des Anschlags auf den jüdischen Markt gefunden worden. Der Mann hatte am 19. September zusammen mit einem weiteren Täter Granaten auf einen jüdischen Markt in dem Pariser Vorort Sarcelles gefeuert. Dabei war ein Mensch verletzt worden. Elf Menschen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. Der Polizeieinsatz erfolgte im Zuge von Ermittlungen nach einem Anschlag auf einen jüdischen Lebensmittelladen in Sarcelles nördlich von Paris Mitte September.

Die Beamten griffen am Morgen in verschiedenen französischen Städten zeitgleich zu, darunter in Straßburg, Nizza, Cannes und im Großraum Paris. Sie beschlagnahmten den Angaben nach bei dem Großeinsatz Al-Kaida-Literatur, 27.000 Euro in bar, Munition und eine Liste israelischer Einrichtungen in Paris. Bei der versuchten Festnahme eines Verdächtigen in Straßburg schoss dieser laut Staatsanwaltschaft mehrfach mit einer großkalibrigen Waffe auf die Beamten, die daraufhin das Feuer erwiderten und den Mann tödlich trafen.

Drei Polizisten seien bei dem Schusswechsel in Straßburg leicht verletzt worden, berichtete die Regionalzeitung Les Dernières Nouvelles d'Alsace auf ihrer Website. Der Mann habe das Feuer auf die Beamten eröffnet, als sie das Gebäude betreten wollten, in dem er wohnte. Ein Beamter sei an Kopf und Brust getroffen worden, doch hätten sein Helm und seine kugelsichere Weste schlimmere Verletzungen verhindert.

Der Straßburger Staatsanwalt Patrick Poirret sagte, es sei "wahrscheinlich", dass der 33-jährige französische Staatsbürger als "Märtyrer" habe sterben wollen. Die Partnerin des Verdächtigen wurde festgenommen und in Handschellen abgeführt. Auch im Großraum Paris war einer der Festgenommen nach Polizeiangaben bewaffnet und "gefährlich".

Liste mit jüdischen Organisationen gefunden

Die landesweite Razzia, bei der laut Pariser Staatsanwaltschaft insgesamt zehn von etwa zwölf Verdächtigen festgenommen wurden, war Teil der Ermittlungen nach einem Anschlag auf ein jüdisches Geschäft im Pariser Vorort Sarcelles am 19. September. Dabei hatten zwei schwarz gekleidete Angreifer einen Sprengsatz in den Lebensmittelladen geworfen, wodurch eine Frau leichte Verletzungen erlitt. François Hollande erklärte indes: "Der Präsident der Republik bekräftigt die feste Entschlossenheit des Staates, die Franzosen gegen alle Formen terroristischer Bedrohung zu schützen."

Hinsichtlich Plänen zu möglichen weiteren Anschlägen durch die Verdächtigen sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins, bei den Durchsuchungen sei eine Liste mit jüdischen Organisationen gefunden worden. Die Razzia habe sich gegen ein "Netz, sozusagen eine Zelle" von Extremisten gerichtet. Bei mehreren der Festgenommenen handele es sich um zum Islam konvertierte Straftäter. Laut Regierungschef Jean-Marc Ayrault war der Einsatz seit Wochen vorbereitet worden.

Am Vortag erschienen Karrikaturen des Propheten Mohammed

Wenige Tage vor dem Anschlag in Sarcelles waren bei einer nicht genehmigten Demonstration von Islamisten gegen den islamfeindlichen Film Die Unschuld der Muslime vor der US-Botschaft in Paris antisemitische Parolen gerufen worden. Am Vortag hatte das französische Satireblatt Charlie Hebdo Karikaturen des Propheten Mohammed gedruckt.

Der Dachverband jüdischer Einrichtungen in Frankreich bezweifelte damals, dass der Anschlag auf den jüdischen Lebensmittelladen im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen den islamfeindlichen Film stand. Israels Botschafter in Frankreich, Jossi Gal, sprach von einem "antisemitischen Anschlag". In Sarcelles leben viele aus Nordafrika eingewanderte Juden. Die jüdische Gemeinde in Frankreich ist seit längerem in Angst. In den vergangenen Monaten hatten sich die Übergriffe gehäuft. Im März erschoss ein Islamist in Toulouse sieben Menschen, darunter drei jüdische Kinder und einen Rabbiner. Auch französische Soldaten wurden ermordet. Präsident Francois Hollande hat bislang den harten Kurs seines Vorgängers Nicolas Sarkozy gegen Terroristen fortgesetzt.

nw/DPA/AFP/REUTERS