Fiscal Cliff: Springen die USA über die Klippe? Werden Konjunkturprogramme und Steuererleichterungen in den USA nicht verlängert, droht der größten Volkswirtschaft der Welt eine „Blitz-Rezession“. - Die USA sind deutlich höher verschuldet als die Eurozone, sowohl absolut als auch in Prozent des Bruttoinlandproduktes.

Ben Bernanke ist schon ein sehr wichtiger Mann im Weltwirtschaftsgeschehen. Nicht nur, dass er das Zeitalter der vollkommen hemmungslosen Notenbanken eingeleitet hat, er zeichnet auch für einige Wortschöpfungen verantwortlich. Sein erworbener Spitzname Helicopter-Ben ist längst Legende.

Aber auch im fachlichen Bereich hat er einen Begriff kreiert, der mittlerweile von den Wirtschaftswissenschaftlern adaptiert wurde. Dabei geht es um das „fiscal cliff“ oder auf gut deutsch: Die Fiskalklippe. Gemeint ist damit der mögliche Absturz (von der Klippe) der kommen kann, wenn fiskalische Programme auslaufen. So wie es Ende des aktuellen Jahres in den USA passieren wird.

Dann laufen jenseits des Atlantiks einige Steuererleichterungsprogramme und Konjunkturprogramme automatisch aus. Experten rechnen damit, dass den Konsumenten dann auf einen Schlag Mittel in Höhe von vier Prozent des Bruttoinlandproduktes nicht mehr zur Verfügung stehen. Vier Prozent von etwa 15 Billionen Dollar machen immerhin schlappe 600 Milliarden Dollar aus.

Man muss kein promovierter Wirtschaftswissenschaftler sein, um zu ahnen, welche Auswirkung das auf das Wirtschaftswachstum haben könnte. Ein gutes Beispiel für eine fiscal cliff hat auch der Automobilmarkt gemacht. Nach der scharfen Rezession in Folge der Lehman Brothers Pleite wurde der Markt mit massiven Subventionen („Abwrackprämie“) künstlich hoch gehalten. Das war natürlich einerseits von Erfolg geprägt. Doch als die Fördermaßnahmen ausliefen, war der Markteinbruch umso heftiger.

Nach Clinton kamen nur noch Schulden

Allerdings hat jede Medaille immer zwei Seiten. Während das Wirtschaftswachstum durch einen „Fall“ über die Fiskalklippe gebremst würde, würde der US-Staatshaushalt um eben die gleiche Summe entlastet werden. Das wäre auch dringend mal nötig, denn die USA sind sogar deutlich höher verschuldet als die Eurozone, sowohl absolut als auch in Prozent des Bruttoinlandproduktes.

Das war zwar nicht immer so, doch seit dem Jahr 2001 steigt die Verschuldung nahezu stetig an. Zuvor hatten die USA in der Amtszeit von Bill Clinton (1993 bis 2001) die Verschuldungsquote von 72,32 Prozent des Bruttoinlandproduktes (1993) bis auf 54,68 Prozent (2001) gesenkt.

Für dieses Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds IWF einen Verschuldungsgrad von 102 Prozent des Bruttoinlandproduktes! Schuldenstand also innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. Und es ist kein Ende des Schuldenwachstums in Sicht. Im Gegenteil.

Aber im neoliberalen Amerika ist Nachhaltigkeit verpönt, es gilt einzig das Wachstumsmantra. Daher ist es wahrscheinlich, dass die USA einfach - nach hartem Showkampf der beiden politischen Lager - die Schuldengrenze ohne Zögern bei Bedarf immer weiter in Richtung Norden zu verschieben um damit irgendwie das Wachstum aufrecht zu erhalten. Koste es was es wolle. Doch das wird nicht auf Dauer funktionieren.

Mit Schuldenerhöhungen allein wird die USA nicht überleben. Mit Gelddrucken kann man Probleme zwar verschieben, aber nicht nicht lösen. Doch der Tag der Abrrechnung rückt erbarmungslos näher. Es wird der Tag kommen, an dem Dollar im Schuldenmeer untergeht - und damit auch die Supermacht USA. Sie wird den Rest der Welt dann mit in den Abgrund reißen.