Während Astronomen für gewöhnlich Auswirkungen bestimmter Planetenkonstellationen belächelnd den Astrologen überlassen, haben nun schweizerische, spanische und australische Forscher entdeckt, dass die Planetenstände wohl doch mehr Einfluss auf unsere Sonne haben als bislang angenommen.
Planeten, Umlaufbahn
© Sebastian Voltmer, astrophoto.de Die Planeten umkreisen auf ihren Umlaufbahnen die Sonne (Illu.).
Zürich (Schweiz) - Wie die Wissenschaftler um José Abreu vom Institut für Geophysik von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und Jürg Beer von der Eawag aktuell im Fachjournal Astronomy & Astrophysics berichten, scheinen die Planetenkonstellationen für die langfristigen Zyklen erhöhter Sonnenaktivität verantwortlich zu sein.

Insgesamt vereinigt alleine unsere Sonne mehr als 98 Prozent der Gesamtmasse unseres Sonnensystems auf sich und hält mit ihrem Gravitationsfeld die Planeten auf ihren Umlaufbahnen. Dass es auch eine umgekehrte Wirkung geben könnte, wurde von Astrophysikern bislang aufgrund der vermeintlich zu geringen Kräftewirkung der Planeten als vernachlässigbar betrachtet.

Jetzt aber haben die Schweizer Forscher gemeinsam mit Kollegen aus Spanien und Australien die Zyklen der Sonnenmagnetfelder für die letzten 10.000 Jahre verglichen - und dabei Erstaunliches entdeckt.

Möglich wurde die Rekonstruktion der Sonnenzyklen anhand von Eisbohrkernen. Dadurch konnten die Forscher zeigen, dass das verhältnismäßig geringe Drehmoment, das die Planeten auf die Sonne ausüben, die Ursache für die langfristigen Zyklen der Sonnenaktivität zu sein scheint.

"Die beobachteten und bereits bekannten Perioden von 88, 104, 150, 208 und 506 Jahren stimmen während der letzten 10.000 Jahre genau mit den periodischen Änderungen des Drehmoments überein, das die Planeten auf eine dünne Schicht im Innern der Sonne ausüben" so die Forscher. Dieser als Tachoklyne bezeichnete Übergang von der radiativen zur konvektiven Zone in der Sonne spielt nach heutiger Erkenntnis eine fundamentale Rolle beim Entstehen des solaren Magnetfeldes. Auf diese Schicht, so vermuten die Forscher nun, wirkt das Drehmoment der Planeten, ähnlich wie der Mond auf der Erde Gezeiten verursacht. Schon kleine Veränderungen in der Tachoklyne könnten somit Auswirkungen auf das Auftreten solarer Eruptionen haben.
Sonneneruption
© NASA/SDO/AIA/GSFCArchiv: Gewaltige Sonneneruption.
In Ihrer Studie können Abreu, Beer und Kollegen aufzeigen, weshalb sie so überzeugt sind vom Einfluss der Planeten auf die Sonne. Hierzu haben sie die fünf deutlichsten Zyklen der Sonnenaktivität über die letzten 10.000 Jahre zurück verfolgt und gesehen, dass die Hochs und Tiefs auch dann exakt im gleichen Rhythmus wieder auftauchen, wenn sie zwischenzeitlich einmal schwach geworden oder für einige Zeit ganz verschwunden sind. "Es deutet alles auf einen externen Taktgeber hin", folgert Jürg Beer, "und dafür kommen eigentlich nur die Planeten in Frage."

Da direkte Angaben über die Zahl der Sonnenflecken - ein Maß für die Aktivität der Sonne - erst seit rund 400 Jahren existieren, seitdem die Sonne mit Teleskopen beobachtet wird, sind die Forscher bezüglich früherer Werte auf indirekte Informationen angewiesen.

Eisbohrkerne aus der Antarktis und Grönland können hier zu Hilfe gezogen werden, da in diesen auch die durch kosmische Strahlung produzierten Radionuklide eingelagert sind. "Ist die Sonne relativ ruhig, gelangt mehr kosmische Strahlung in die Atmosphäre und damit werden mehr Radionuklide produziert, weil das abschirmende solare Magnetfeld schwächer ist", erläutert die Pressemitteilung der ETH. Die Autoren haben für ihre Studie neben Beryllium-Daten (10Be) aus dem Eis zusätzlich Kohlenstoffdaten (14C) aus den Jahrringen fossiler Hölzer berücksichtigt. Beide Zeitreihen stimmen sehr gut überein.

Noch bezeichnen Abreu und Beer ihre Schlüsse vorsichtig als Hypothese. Sollten sich ihre Befunde jedoch bestätigen, so hätten sie eine große Bedeutung: "Zum einen helfen sie mit, unser Verständnis der Sonne zu verbessern und realistischere Modelle der Sonne zu konstruieren. Zum anderen können sie helfen, zuverlässigere Prognosen für das "Weltraumklima zu machen - was im Hinblick auf längere Weltraumreisen enorm wichtig ist. Aber auch diejenigen, welche auf der Erde bleiben, sind von den magnetischen Vorgängen auf der Sonne betroffen. Denn zunehmend ist die Gesellschaft von verwundbaren technischen Einrichtungen abhängig."

Quelle: ethz.ch