Hunderttausende mutierter Moskitos sollen bald in Florida freigelassen werden, aber es besteht kein Anlass zu Sorge, denn die Wissenschaftler wissen, was sie tun - zumindest behaupten sie das.
Mücke
© Dmitrijs Bindemanis / Shutterstock
Für manche hat es vielleicht den Anschein, als wäre dieses Szenario dem Drehbuch eines Horrorfilms entsprungen, aber die amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit (FDA, Food and Drug Administration), die dem Gesundheitsministerium untersteht, denkt tatsächlich darüber nach, ob sie es den Wissenschaftlern erlauben soll, viele Tausende gentechnisch veränderter Insekten in die Freiheit zu entlassen.

Sollte eine entsprechende Genehmigung erteilt werden, werden bald genetisch veränderte Stechmücken auf den mehr als 200 Koralleninseln des Florida Key an der Südspitze Floridas freigelassen werden. Dort sollen sie sich dann mit anderen Stechmücken paaren, die das Virus des oft tödlich verlaufenden Denguefiebers in sich tragen, und dabei einen Geburtsschaden vererben, der die ganze Brut noch vor dem Schlüpfen auslöschen soll. Auf diese Weise, so hoffen die Wissenschaftler, könnte die ganze Population der Mücke Aedes aegypti, die das tödliche Dengue-Virus in sich trägt, innerhalb einiger weniger Generationen praktisch ausgerottet werden, ohne das Ökosystem größeren Belastungen auszusetzen.

»Die wissenschaftliche Theorie dahinter macht einen soliden Eindruck. Sie stützt sich direkt auf Experimente und gesammelte Daten«, erklärte Michael Doyle vom Mückenkontrollbezirk Florida Keys gegenüber der Presseagentur Associated Press.

Bisher gibt es noch keinen Impfstoff gegen das Denguefieber, und trotz der relativ niedrigen Sterblichkeitsrate wird die Krankheit sehr ernst genommen, weil oft Kinder zu den Todesopfern gehören. In den Florida Keys hängt die Wirtschaft vom Tourismus ab, daher könnte eine wie auch immer geartete Epidemie katastrophale Folgen haben. Einige fürchten allerdings, auch die Aussetzung mutierter Moskitos könnte schwere Auswirkungen nach sich ziehen, und fordern daher vor der Erteilung der Genehmigung durch die FDA weitere Untersuchungen. In diesem Zusammenhang unterstützt es die Argumente der Wissenschaftler nicht gerade, dass die gentechnisch veränderten Insekten mehrere Male freigelassen werden müssen, damit das Konzept der Forscher funktionieren kann.
»Der Widerstand in der Öffentlichkeit und die Notwendigkeit, zwischen der Eindämmung der Mückenplage und den Befürchtungen der Öffentlichkeit zu einem Ausgleich zu kommen, ist meiner Ansicht nach neben den Kosten der ganzen Angelegenheit ein sehr wichtiges Anliegen, da es hier nicht um einen einmaligen Vorgang geht«,
sagte Phil Lounibos vom Florida Medical Entomology Laboratory gegenüber AP.

Man geht davon aus, dass die Aussetzung der im Labor genetisch veränderten Insekten in das Ökosystem für den Menschen keine Gefahr darstellt, da nur die weiblichen Mücken stechen, die aber nicht infiziert werden. Aber die Immobilienmaklerin Mila de Mier erklärte gegenüber AP, sie sei dennoch besorgt, und sie ist sicherlich nicht die einzige: Für ihre Petition, die sie auf der Internetseite Change.org unter der Bezeichnung »Nein zur Aussetzung gentechnisch veränderter Stechmücken in den Florida Keys« ins Internet stellte, erhielt sie bereits 117.000 Unterstützungsunterschriften.

In der Petition heißt es:
»Auch wenn unsere Behörden in den Florida Keys sich schon geäußert haben - wir konnten einen Erlass durchsetzen, der weitere Untersuchungen fordert - , versucht Oxitec ein Schlupfloch zu nutzen, in dem das Unternehmen bei der FDA ein Patent auf ein ›fehlerhaftes Tier‹ einreicht... Dies könnte dazu führen, dass diese mutierten Stechmücken auch gegen den Willen der betroffenen Gemeinden und wissenschaftliche Bedenken jederzeit freigesetzt werden könnten. Wir müssen sicherstellen, dass die FDA Oxitec dieses Patent nicht erteilt...

Fast alle Experimente mit gentechnisch veränderten Anbaupflanzen haben letztendlich zu unbeabsichtigten Konsequenzen geführt: herbizidresistentem Superunkraut sowie mutierten und resistenten Insekten und anderen Kollateralschäden für das Ökosystem. In einer Meldung hieß es kürzlich, die Population der Monarchfalter sei in den Gebieten um die Hälfte zurückgegangen, in denen aufgrund gentechnischer Veränderungen gegen das Herbizid Roundup resistente Pflanzen angebaut und mit Herbiziden in extrem hoher Dosierung gespritzt wurden, weil die von den Faltern bevorzugten Seidenpflanzen durch das Unkrautvernichtungsmittel stark dezimiert werden... Es gibt noch viele offene Fragen, und deshalb müssen weitere Untersuchungen stattfinden.«
Vertreter der Gesundheitsbehörden waren der Ansicht, das Denguefieber sei bereits vor Jahren vollständig ausgerottet worden, aber 2009 und 2011 tauchten wieder einige Fälle in Florida Keys auf. Bei der Infektion eines Menschen mit dem Fieber kann es u.a. zu extremen Erhöhungen der Körpertemperatur, Schwellungen der Lymph-Knoten, großflächigem Hautausschlag und Erbrechen kommen; in einigen Fällen führt das Fieber auch zum Tod.

Copyright © 2012 by RussiaToday